: Neues für den neuen Hauptbahnhof
Vor zwei Monaten nahm der neue Hauptbahnhof den Betrieb auf. Trotz des Massenandrangs offenbarten sich auch einige Mängel. Den einen oder anderen hat die Bahn nun behoben. Die Warteschlangen haben sich damit aber noch nicht erledigt
Von Eva Gnädig
Knapp zwei Monate nach Eröffnung des Hauptbahnhofs räumt die Bahn mit „Missständen“ auf: „Für Touristen, aber auch für unsere Kunden wird jetzt sukzessive nachgebessert. Es tut sich was, und das ist nicht nur Makulatur“, beteuert Gabriele Schlott, stellvertretende Pressesprecherin der DB ProjektBau AG.
Zusätzlich zu den bisherigen Kosten für den Bahnhof von über 700 Millionen Euro „wird noch mal ordentlich Geld für Nachbesserungen in die Hand genommen“, wie Schlott bestätigt. Der Bahnhof, der von seinem Architekten, Meinhard von Gerkan, als Torso bezeichnet worden war, weil Bahnchef Mehdorn die Gebäude-Glasröhre aus Kostengründen kürzen ließ, bekommt nun Prothesen. Angestrebt würden in erster Linie Änderungen, „die der besseren Orientierung und dem Komfort der Reisenden dienen“, so Schlott.
Zur Orientierung: das Servicepersonal wurde um gut 30 Prozent aufgestockt, „damit es grundsätzlich mehr Ansprechpartner gibt“. So konnte ein zweiter Service-Point an der Bahnhofsüdseite eingerichtet werden, um auskunftsuchenden Fahrgästen schneller zu helfen. Auch die – wie oft bemängelt – einzige Abfahrtsanzeigentafel im Bahnhofsgebäude bekommt jetzt Verstärkung: eine zweite Tafel werde „in Kürze“ aufgehängt.
Zur „Verbesserung des Komforts“ zählen die noch für Juli geplanten neuen Sitzbänke. Bisher musste der Hauptbahnhof gänzlich ohne auskommen, was vielfach kritisiert worden war. In Planung ist auch das – bei 250.000 bis 300.000 Bahnhofsbesuchern täglich – dringend überfällige zweite WC-Center. „Die ursprünglich geplanten acht Herren- und acht Damentoiletten waren deutlich zu knapp kalkuliert“, sagt ein Mitarbeiter des Servicepersonals.
Aus Sicherheitsgründen muss der Bahnhof aber weiterhin auf Schließfächer verzichten; wegen seiner Lage am Regierungsviertel werden Gepäckstücke vor der Aufbewahrung wie sonst an Flughäfen üblich durchleuchtet. Aufgrund des großen Andrangs bei der Gepäckaufbewahrung ist jetzt zwar eine zweite Durchleuchtungsanlage in Betrieb, dies jedoch nur, „wenn auch genug Personal da ist“, wie eine Mitarbeiterin an der Anlage schimpft. Besonders am Wochenende würden sich hier lange Warteschlangen bilden. Schwierig bleibt es auch für spät Reisende: Die Gepäckaufbewahrung schließt um 22 Uhr. Betroffene werden an den Bahnhof Friedrichstraße oder Zoo verwiesen.
Karl-Peter Naumann, Chef des Fahrgastverbands Pro Bahn begrüßt die bisher unternommenen Verbesserungen. Er hält den Bahnhof allerdings „für weiterhin verbesserungsfähig“, was die Anbindung an den städtischen Nahverkehr angeht. So bemängelt er vor allem das Fehlen eines Nord-Süd-Anschlusses wie etwa ursprünglich mit der S-Bahn geplant sowie die Verbindung mit dem U-Bahn-Netz. Vorgesehen war hier eine Anschlussstelle der U-Bahn-Linie 5. „Die Anbindung, wie sie jetzt ist, reicht einfach nicht aus, um Berlin zu erschließen“, sagt Naumann.
Naumann kritisiert außerdem die schlechte Verbindung nach Norden, wie zum Beispiel Rostock oder Stralsund. Hier seien bis zu 50 Prozent der vorgesehenen Züge gestrichen worden. Die Vorfahrt der Taxen sei ein weiteres Problem: „Wenn mehr als 20 Leute ein Taxi brauchen, stehen die da wie Rohrspatzen, weil die Straße zu schmal ist.“
Auch das grundsätzliche „Leitsystem“ im Bahnhof selber ist Gegenstand der Kritik. „Wir müssen das ständig erklären, viele verstehen die Symbole nicht“, meint ein Servicemitarbeiter am Hauptbahnhof. Weiterhin bleiben wird auch das Parkplatzproblem, da die Flächen vor dem Bahnhof nicht der Deutschen Bahn, sondern weitestgehend dem Land gehören. Naumann macht hierzu einen ganz neuen Vorschlag: Er befürwortet eine Anbindung an den Bahnhof mit Nahschiffen auf der Spree.
Bis dahin bleibt er dabei: „Es geht in die richtige Richtung. Die Chance, Bahnhof des Jahres zu werden, hat der Hauptbahnhof aufgrund seiner schlechten Anbindung aber noch nicht.“