kabinenpredigt
: Sommerdelirium

Der Berliner Sportfan hat’s derzeit schwer. Er muss sich rumschlagen mit dem Sommerloch – und mit Nachrichten wie dieser: Marcelinho geht in die Türkei. Und am Ende des Sommerlochs steht dann der Beginn einer neuen Saison mit Hertha BSC, die für den Klub mit größter Wahrscheinlichkeit nach durchgehend ambitionslosem und weitgehend undramatischem Verlauf irgendwo zwischen Platz 9 und 13 enden wird. Bis es so weit ist, wird der Kopf von Manager Dieter Hoeneß noch ein paar Mal sehr rot anlaufen. Aber will man das sehen?

Nein, will man nicht. Genauso wenig wie den nächsten knapp gescheiterten Versuch von Alba Berlin, die alte Dominanz aus Basketball-Serienmeister-Tagen wiederzufinden. Oder den Versuch der Eisbären, die alte Inkonstanz abzulegen und zum Eishockey-Serienmeister zu werden. Das alles ist doch recht vorhersehbar.

Da bleibt nur eine Alternative: Berlin Thunder. Ausgerechnet. Aber: Bei einer Saison der American Footballer ist absolut nichts vorhersehbar. Denn: Erstens sind die aus den USA eingeflogenen Profis jedes Jahr nahezu komplett neu. Zweitens versteht von den paar tausend Zuschauern, die sich im Olympiastadion verlieren, eh kaum einer die Regeln. Und drittens: Es ist nicht mal hundertprozentig sicher, dass es Thunder (oder die Operettenliga selbst) im kommenden Jahr überhaupt noch gibt. Schließlich ist es in der NFL üblich, Teams bei Bedarf in vermeintlich lukrativere Städte umziehen zu lassen.

Immerhin: Die kommende Saison und den Standort Berlin hat die NFL unlängst garantiert. Es gibt allerdings ein Problem: Diese nächste Spielzeit beginnt erst im April 2007. Die Zeit bis dahin muss man sich also mit dem Original aus den USA überbrücken. Dazu kann man den zur WM angeschafften Premiere-Decoder abstauben. Allerdings: In der echten NFL, da geht es dann doch wieder um was.

Thomas Winkler