Anette Hüsch, künftige Leiterin der Kieler Kunsthalle : Die erste Chefin
■ zog es als Kunstwissenschaftlerin unter anderem nach Los Angeles und Cambridge.Foto: Philip Radowitz
Ganze 13 Monate hat es gedauert, bis die neue Leitung der Kunsthalle zu Kiel feststand. Seit einem Monat ist sie bekannt: Die freie Kuratorin und Autorin Anette Hüsch wird am 1. November die Nachfolge von Dirk Luckow antreten, der wiederum an die Hamburger Deichtorhallen wechseln wird. Somit ist Hüsch die erste Frau, die die Kieler Kunsthalle leiten wird.
Hüsch wurde in Hannover geboren, studierte in Karlsruhe, wohnt zurzeit in Berlin. Jetzt will sie komplett nach Kiel ziehen. „Ich bin sehr gespannt auf diese neue Stadt“, sagt sie. Der Norden war jedoch nicht ausschlaggebend für ihre Bewerbung.
An der Kunsthalle habe sie vor allem die Viergliedrigkeit des Hauses interessiert. „Es ist ein Universitätsinstitut, gleichzeitig aber eine Ausstellungshalle, ein Kunstverein und natürlich ein Museum“, sagt Anette Hüsch. Darüber, was sie in Kiel plant, schweigt die Noch-Berlinerin. „Ich möchte meine Ideen erst mit dem Team des Hauses absprechen“, sagt sie.
Dass sie interdisziplinär denken und arbeiten will, hat sie schon im Studium bewiesen. Sie studierte Kunstwissenschaft und Medientheorie im Hauptfach, Philosophie und Ästhetik im Nebenfach an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Promoviert hat sie zu dem Thema „Der gerahmte Blick. Zur Geschichte des Bildschirms am Beispiel der Camera obscura“. Doch erst seit ihrem zweijährigen Volontariat an den Staatlichen Museen zu Berlin stand ihr Berufsziel fest: Kuratorin wollte sie werden.
In Berlin war sie unter anderem für die Ausstellungen von Jörg Immendorff, Jeff Koons und Andy Warhol verantwortlich, dabei setzte sie auf den Einsatz mehrerer visueller Medien, sprich Fernsehen, Video und Internet. Die Kunstwelt – eine ewige Männerdomäne? „Als Kuratorin wurde ich von Männern und Frauen gleichermaßen beeinflusst“, sagt Hüsch. Ein Wandel ist jedoch spürbar: Bereits in Stuttgart, Karlsruhe, Düsseldorf und Frankfurt sind es Frauen, die die Museen leiten. In Kiel wird Anette Hüsch mit dem Haushaltsloch in der Kulturlandschaft zu kämpfen haben. Sorgen mache sie sich darum aber nicht, sagt sie. EMILIA SMECHOWSKI