Vom Osten verwöhnt

Zur Technik ist Rita Müller eher zufällig gekommen. Damals, als sie noch in Mannheim Geschichte und Germanistik studierte, empfahl sie ihr Prof an das neu entstehende Technikmuseum. Die großen, nützlichen Maschinen gefielen ihr, und sie blieb beim Thema: Über das Industriemuseum in Chemnitz ist sie zum 1. Januar 2014 als Chefin ans Hamburger Museum der Arbeit gekommen. Ein bisschen im neuen Haus umgeschaut hat sich die Süddeutsche, die nach zwölf Jahren im Osten leicht sächselt, schon – und am besten findet sie die Kammsäge.

Das ist ein ziemliches Kompliment, denn in puncto Maschinenpark ist die 48-Jährige recht verwöhnt. In Chemnitz stehen alte Industriegebäude und Maschinen zuhauf herum, was daran liegt, dass zu DDR-Zeiten kaum in Modernisierung investiert wurde. „Noch bis 1990 hat man dort mit 80 Jahre alten Maschinen gearbeitet“, erzählt sie. „Nach der Wende wurden die komplett unter Denkmalschutz gestellt.“

So etwas gibt es in Hamburg natürlich nicht. Da wurde schneller verschrottet, sodass alte Maschinen quasi antike Raritäten sind. Geld für Wartung und Präsentation fehlt trotzdem, das örtliche Hafenmuseum etwa, eine Außenstelle des Museums der Arbeit, betreuen fast komplett Ehrenamtliche. Ob sie da mehr Mittel wird locker machen können, weiß Rita Müller noch nicht, das hängt ja auch von der Stiftung Historische Museen ab, in der diese organisiert sind.

Auch über die finanzielle Grundausstattung ihres Hauses äußert Müller sich diplomatisch. „Ich kenne kaum ein Museum, das nicht sagt, es könnte besser ausgestattet sein“, sagt sie. Und sie wolle nicht ständig übers Geld klagen, sondern lieber die neue Dauerausstellung planen, die dringend aktuelle Formen von Arbeit integrieren müsse.

Was nicht heißt, dass sie sich ewig ducken wird. „Irgendwann werden wir für mehr Geld kämpfen müssen“, sagt Rita Müller später – aber nur gemeinsam mit den anderen Historischen Museen der Stadt.  PS