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Archiv-Artikel

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Dass sich mit Nationalismus Geld machen lässt, ist ja nichts besonders Neues. Nicht nur Olympia wird leider dahingehend ausgeschlachtet, wenn wieder die bundesdeutschen AthletInnen im Mittelpunkt stehen und weniger die spannenderen Wettkämpfe, die allerdings ohne deutsches Freudenfeuer auskommen müssen. Und doch ist Christoph Zwieners Skulptur „Berlin today“, ein in viele Ringe zersägter Fahnenmast, mehr als simple Aufarbeitung von „Kapital durch National“. Liegen die Ringe doch auf einer Europalette, womit das Bild sich dreht und die Halterung der Nation zerstört auf der EU-Bare daniederliegt. Aber auch das ist nur die halbe Geschichte, denn tatsächlich handelt es sich um einen von 250 Masten, die seit DDR-Zeiten ungenutzt im Berliner Stattraum stehen und nahezu unsichtbar an eine vergangene Zeit erinnern, deren Architekturen immer weiter verschwinden. Ob es mit der eigentlichen Idee von der EU auch irgendwann so sein wird? Auf jeden Fall wird man sich keine Sorgen machen müssen, dass nationale Identitäten bald zum Altmetall gegeben werden müssen. Ganz im Gegenteil! Der Kampf um die Heimat läuft auf vollen Touren, egal wie identisch und somit austauschbar der Mast in den verschiedenen Kulturen ist. (Die Ausstellung fand am Montag, den 17. 2., im West Germany statt).  Gestern, also am Mittwoch, so munkelte man, solle der neue Staatssekretär für Kultur bekannt gegeben werden oder auch die Staatssekretärin. Nichts Genaues weiß man bis jetzt (14.46 Uhr), und dass der alte der neue werden könnte, ist auch nicht mehr auszuschließen, nachdem der Schmutz der unrechtlichen Kündigung von ihm gewaschen wurde. Eine Dusche, die den SteuerzahlerInnen etwa 450.000 Euro kosten wird. Welch Jubel gäbe es also, wo er doch auch so toll und überall so beliebt ist/war, wenn Mr. Unantastbar Wowereit ihn wieder ins Amt hievt. Solange es keinen eigenen SenatorInnenstuhl geben wird, der sich vordringlich um die Berliner Kulturlandschaft kümmert, erscheint eh alles Patchwork. (Zur Erinnerung: Patchwork ist eine aus der Mode gekommene, pseuso-hippieske Textiltechnik, bei der Reste verschiedener Materialien verwendet werden, um neue Textilien anzufertigen, die am Ende ob mangelndes Stils der ProduzentInnen meist ganz schlimm ausschauen.) Kein Grund also, zum dritten Mal den Preis für künstlerische Projekträume auszurufen. Auch wenn währendessen einer der bekanntesten ProduzentInnengalerien, die Galerie Stedefreunde, zu ihrer letzten Ausstellung lädt. (Eröffnung: Abspann, Freitag, 21. 2., 19 Uhr, Stedefreunde @ Axel Obiger , Brunnenstr. 29)