: Potters Zauberwelt
FLORIDA Orlando, die Touristenhauptstadt der USA, hat eine neue Attraktion: den Harry-Potter-Park
■ Anreise: Mit US Airways ab Frankfurt/Main für etwa 500 Euro nach Orlando. Mit Delta ab München kostetet der Flug rund 600 Euro. Infos: www.usairways.com, www.delta.com
■ Unterkunft: Das zweite Waldorf Astoria weltweit hat erst kürzlich in Orlando eröffnet. Prunkvoll, luxuriös und doch gibt es Sonderangebote schon ab 199 Dollar/Nacht pro Zimmer. www.waldorfastoriaorlando.com
■ Rundreise: Neckermann bietet die 12-tägige Mietwagenrundreise „Florida Kompakt“ ab ca. 1.000 Euro (Flug, Auto, Hotel-Übernachtungen) mit zwei bis drei Tagen Orlando-Aufenthalt.
■ Freizeitparks rund um Orlando: Sieben der zwanzig führenden Themenparks weltweit sind in der Region Orlando angesiedelt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Attraktionen und Freizeitangebote. Demnächst kommen noch welche hinzu: Die Sesamstraße will noch dieses Jahr Einzug halten, und bis 2011 soll dort das größte Legoland der Welt entstehen. (ch.s.)
VON CHRISTIAN SCHREIBER
Schon von weitem sieht man, wie die Türme von Hogwarts den strahlend blauen Himmel über Florida pieksen. Aber es ist ein weiter Weg bis zur Zauberwelt von Harry Potter, die jetzt im „Universal’s Island of Advernture“-Freizeitpark in Orlando eröffnet wurde. Die Wege sind verschlungen und Spiderman, Hulk oder die Dinos von Jurassic Park buhlen um die Besucher. Sie liegen alle vor dem berühmten Zauberlehrling – allerdings nicht auf der Beliebtheitsskala.
Seit der Eröffnung drängen sich jeden Tag Tausende durch das schmächtige Steintor von „Wizarding world of Harry Potter“, hinter dem gleich das Dorf Hogsmeade wartet. Hier geben Schokofrösche, Jelly Beans mit Zwiebel- und Fischgeschmack, Butterbier und Kürbissaft in Läden wie Honeydukes und Ollivanders einen ersten Geschmack auf das, was noch kommt.
Der Europäer wundert sich über die Begeisterung, mit der Nordamerikaner hier das Portemonnaie zücken, um für ein Gryffindor-Halstuch knapp 40 und für einen Besen bis zu 300 Dollar hinzulegen. Immerhin gibt es in der Merchandising-Szenerie auch gleich eine Portion Unterhaltung, die natürlich nicht ohne Hintergedanken ist: Ein Park-Mitarbeiter animiert einen kleinen Jungen, den Zauberstab zu schwingen. Plötzlich fliegen Schubladen auf, der kleine Mann bekommt große Augen und vom Papa natürlich ein Exemplar für den Hausgebrauch zu 30 Dollar.
„Ich glaube, ich bin im Film“, sagt der Junge und weiß gar nicht, wie recht er hat. Den Park-Machern ist es gelungen, den Besucher direkt in einen der Harry-Potter-Streifen zu katapultieren. Soweit möglich haben sie die Kulissen aus der Kinoproduktion übernommen, und was sie nicht herkarren konnten, nachgebaut.
Sogar die Autorin Joanne Kathleen Rowling hat sich zu dem Zitat hinreißen lassen: „Es ist wirklich atemberaubend. Man fühlt sich wie Harry Potter.“
Dieses Motiv zieht sich durch den ganzen Park, und die Fans sind begeistert, wenn sie von sprechenden Bildern angequatscht werden oder Hermine, Ron und Harry als Hologramme erscheinen.
Der Renner aber ist der virtuelle Direktor Dumbledore, der freundlich aus seinem Büro grüßt, wo dann regelmäßig Mädchen vor Verzückung aufschreien. In diesem Punkt ist „Wizarding world of Harry Potter“ wirklich revolutionär.
Universal hat schon einige Parks zu berühmten Fernsehserien und Kinostreifen gebaut. Aber weder bei den Simpsons noch bei Spiderman wurden Filmsequenzen so konsequent in den Park gepflanzt, dass der Besucher die Illusion hat, auf der Spur seines Helden zu wandeln.
Dafür enttäuschen die Fahrgeschäfte ein wenig. Sowohl „Hippogreif-Flug“ als auch „Drachenkampf-Bahn“ entpuppen sich als normale Achterbahnen, wie es sie überall auf der Welt gibt. Als Gag dürfen sich Besucher beim Drachenkampf für einen von zwei Wagen entscheiden, die auf ineinander verdrehten Strecken gegeneinander antreten.
Wer wirklich eine neue Achterbahn-Attraktion erleben will, findet nicht weit von der Harry-Potter-Welt entfernt den neuen „Hollywood Rip Ride, Rockit“, bei dem man mit selbst gewählter Musik aus der Rückenlehne bedudelt wird, während es im rechten Winkel 50 Meter nach oben geht, ehe sich der Waggon mit Drehungen um die eigene Achse, Loopings und Schleifen bei bis zu 105 Stundenkilometern wieder dem Boden nähert.
Der Andrang bei den angestaubt wirkenden Harry-Potter-Fahrgeschäften dagegen ist nicht so stark wie befürchtet. Anfangs hatten Insider bis zu sechs Stunden Wartezeit prophezeit. Dafür tummeln sich die Besucher vermehrt im Zauberwald, Hogsmeade und in Hogwarts, um wirklich auf den Spuren des Zauberlehrlings zu wandeln.
Auch wenn es für eine Bilanz noch zu früh ist, so scheint die Rechnung von Universal doch aufzugehen. Nach Brancheninformationen hat der Konzern fast 300 Millionen Dollar in die neue Attraktion gepumpt, um das Geschäft wieder anzukurbeln. Zwar ist Orlando mit seinen Freizeitparks immer noch das Touristenziel Nummer eins in den USA, aber in den vergangenen zehn Jahren jammerten die Unternehmen über stagnierende Besucherzahlen.
Jetzt gibt es schon erste Jubelmeldungen. Und Universal scheint auch ein zweites Ziel zu erreichen: Mit Harry Potter soll verstärkt eine Klientel angelockt werden, die mit Freizeitparks bisher nicht viel am Hut hatte. Dabei hatten die Park-Macher vor allem Touristen aus Europa im Auge. Und tatsächlich ist das Sprachgewirr zwischen Zauberwald und Hogwarts auffallend international und Insider bestätigen die vermehrten Anfragen aus Europa.