: Deutschland, einig Doping-Sumpf
Sumpf 1: Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat die Einführung eines Straftatbestandes Sportbetrug nach dem Vorbild Italiens am Dienstag auf einem „Doping-Gipfel“ in Berlin abgelehnt. Bei dem Treffen mit Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), und Thomas Röwekamp, Vorsitzender der Sportministerkonferenz der Länder (SMK), sprachen sich die Teilnehmer zugleich für eine Verschärfung des Kampfes gegen Doping aus. Dieser müsse „mit noch größerer Härte geführt werden“, erklärte Schäuble.
Zudem wurde über die vom DOSB angeregte Einführung eines Straftatbestandes Besitz von Dopingmitteln diskutiert. Bach plädierte auch für hohe Haftstrafen für gewerbs- und bandenmäßigen Handel mit Dopingsubstanzen sowie für die Einführung von Kennzeichnungspflichten für verbotene Substanzen, die Aufhebung der Warenverkehrsfreiheit für Dopingmittel oder das Verbot des Versandhandels mit Dopingmitteln.
Sumpf 2: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat fünf Monate nach dem „Springstein-Prozess“ Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den leitenden Oberstaatsanwalt in Magdeburg gestellt. Der Antrag sei an die Justizministerin von Sachsen-Anhalt, Angela Kolb, geschickt worden, teilte der DLV am Mittwoch mit. Grund der Beschwerde ist, dass dem DLV bisher keine Einsicht in die Prozessakten gewährt wurde.
Nach DLV-Informationen sollen Beweismittel, insbesondere E-Mails von Springstein, die den Verdacht auf die Beteiligung weiterer Personen ergaben, nach dem Richterspruch wieder an den Ex-Coach zurückgegeben worden sein. Springstein war wegen eines „Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz im besonders schweren Fall“ zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er der minderjährigen Sprinterin Anne-Kathrin Elbe im Jahr 2004 ein Doping-Mittel verabreicht hatte.
Sumpf 3: Der deutsche Anästhesist Markus Choina soll nach Ermittlungen der spanischen Polizei stärker in den Radsport-Skandal verwickelt sein als bisher bekannt. Choina wird verdächtigt, Arzneimittel illegal nach Spanien geschickt zu haben, berichtet das Magazin Stern in seiner aktuellen Ausgabe. Der Name des Arztes aus Bad Sachsa taucht nach Angaben des Magazins in einer Kalkulation auf, die der Gynäkologe Fuentes über seine Ausgaben gemacht hat. Die spanischen Ermittler gehen zudem davon aus, dass der Deutsche der Empfänger von Blutkonserven war, die Fuentes und seine Komplizen per Flugzeug nach Hannover gebracht haben.
Der ehemalige Radprofi Jesús Manzano sagte dem Stern, er habe Choina vor mehr als vier Jahren gemeinsam mit Fuentes in Madrid getroffen. Manzano war während der Tour de France 2003 kollabiert und hatte mit seinen Enthüllungen über Doping im Radsport den aktuellen Skandal eingeleitet, in den auch Jan Ullrich verwickelt ist. (dpa)