: Der grüne Dressman
Der „Spiegel“ hat in Hans-Christian Ströbele die ästhetische Vorhut der grünen Neo-Fundis ausgemacht
Hans-Christian Ströbele ist nun schon 67 Jahre alt – und damit auf dem besten Weg, einmal der Johannes Heesters der Grünen zu werden, mit rotem statt weißem Schal. Laut aktuellem Spiegel säße der bereits als Berliner Direktkandidat im Bundestag sitzende Ströbele bei seiner Partei auch noch im Aufsichtsrat – wenn die Grünen ein Unternehmen wären.
Die fundamental-traditionalistische Gesinnung des bekennenden Fahrradfahrers, laut Spiegel parteiintern im Aufwind, zeige sich auch an dessen bevorzugtem Outfit: „eine Kombination aus bunten Batikhemden, Jeans und Sandalen“. Für die ganze Wahrheit machte sich Christian Ströbele auf Nachfrage der taz nackig: „Ich muss mal kurz das Hemd ausziehen, um nachzusehen … Es ist von Seidensticker, Modell ‚Splendesto‘ .“ Ströbele erklärte weiterhin, gar nicht genau zu wissen, was ein Batikhemd genau ist: „Da muss man selbst Farbe drauf tun oder so, nicht?“
Bei der Marke Seidensticker handelt es sich um ein solides Markenprodukt aus Bielefeld, 100 Prozent Baumwolle inklusive verdeckter und abgedeckter Schulternaht – eine Qualität, die auch glamouröse Marken wie Joop! und Burberry zu schätzen wissen, für die Seidensticker in Lizenz arbeitet.
Dazu trug Christian Ströbele gestern weiße Levis-501-Jeans, die im Rahmen des 80er-Retro-Popper-Hypes erneut zum guten Ton in der urbanen Clubszene gehören. Den modisch tadellosen Auftritt ergänzten trendige Fußballschuhe der anhaltend gehypten Marke Adidas aus Herzogenaurach – auch wenn er sie nicht selbst gekauft hat: „Es handelt sich um ein Sponsoring von Adidas. Während der WM war ich als Fußball-Schiedsrichter eingeteilt, ein Turnier zwischen einer jüdischen, einer muslimischen, einer christlichen und einer ungläubigen Mannschaft.“ Gewiss ein Event, dass modernen Lifestyle-Magazinen von Glamour bis Spiegel allzu gutmenschenhaft erscheinen mag, aber optisch müsste das so weit in Ordnung gehen. MARTIN REICHERT