: Protest gegen „Willkür“ beim Weser Kurier
Am Mittwoch ist Betriebsversammlung. 21 Redakteure werden versetzt – ohne konzeptionelle Begründung
21 Redaktionsmitglieder des Weser Kuriers sollen versetzt werden, ohne dass dem Betriebsrat eine nachvollziehbare Erklärung zu Ohren gekommen wäre. Unter der Überschrift „Pure Willkür“ lädt er morgen zu einer Personalversammlung und nennt – mangels offizieller Stellungnahmen – Gründe für das Personalkarussell: „Löcher stopfen, Strafversetzungen für nicht wohl gelittene Kollegen, eingelöste Versprechen einzelnen gegenüber“.
Der „Tendenzschutz“-Paragraf schützt den Verleger davor, Begründungen geben zu müssen. Auch die Zustimmung der betroffenen Kollegen ist nicht erforderlich. Die haben alle zugestimmt – Angst geht um im Hause nach den Auseinandersetzungen, die zu Streiks und Gehaltskürzungen in den letzten beiden Jahren führten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. So wird Christian Dohle, in Bremen bekannt als Politik-Redakteur, nach Lilienthal in die Außenredaktion abgeschoben, Gastronomie-Kolumnist Heinz Holtgrefe soll eine Stelle in der Wirtschaftsredaktion besetzten. Horst Frey (Wissenschaft) muss nach Syke. Hin und her gehen die Bewegungen, der eine muss aus Syke nach Verden, der andere aus Delmenhorst nach Achim. In 15-minütigen „Personalgesprächen“ wurden die Versetzungen den Betroffenen „verkündet“, berichtet der Betriebsrat und erinnert bitter daran, dass Vorstand Ulrich Hackmack noch vor einem Jahr unter dem großen Titel „EVA“ (Entwicklung – Veränderung – Aufbruch) große Worte über eine bessere Kommunikation im Haus gefunden hatte.
„Qualitätsjournalismus“ und „kritischer Journalismus“ sei „von Menschen, die Angst haben und für ihre Kritik an den Zuständen in ihren Redaktionen Strafe fürchten“ nicht zu erwarten, kommentiert die Zeitung Journalist des deutschen Journalisten-Verbandes den Vorgang.
Begonnen hatte die Personal-Rochade mit der Auflösung der Delmenhorster Redaktion des Lokalblattes. An ihre Stelle soll eine neue GmbH mit dem klingenden Namen „Pressedienst Nord“ (PDN) treten und Journalisten außerhalb des Weser Kurier-Tarifs anheuern. Der bisherige Bremer Lokalchef Peter Bauer wurde nach Delmenhorst zum „PDN“ versetzt, ebenso Holger Ordemann, Sohn des Altverlegers. kawe