Verwechslungsgefahr
: Die Grenzen von Schwarz-Grün

Es war so eine verführerische Vorstellung der schwarz-grünen Strategen: Eine Koalition mit dem historischen Gegner hat den Vorteil, dass man sich nicht gegenseitig kannibalisiert. So kann man eine zumindest numerisch stabile Mehrheit schmieden, die die Begrenzungen eines mehr oder weniger gemeinsamen Wählerreservoirs wie im Falle von Rot-Grün spielend überspringt.

Kommentarvon JAN KAHLCKE

Was die Strategen bei Heinrich Böll und Konrad Adenauer übersehen haben: In den eigenen Reihen sind solche Bündnisse erst dann durchsetzbar, wenn die ideologischen Gräben längst überwunden sind. Damit sind die Zeiten der simplen Addition von Stimmenkontingenten allerdings auch passé.

Die Kommunalwahl in Oldenburg macht es deutlich: Die schwarz-grüne Kannibalisierung hat längst begonnen, noch bevor das Bündnis Wirklichkeit geworden ist. Der CDU-Kandidat ist eigentlich ein Grüner, der grüne wirbt mit CDU-Wirtschaftspolitik. Da können die Wähler schon mal die Übersicht verlieren und das Kreuzchen an der falschen Stelle machen.

Das Bemühen der Parteiführung, die lange vernachlässigte soziale Frage wieder für die Grünen zu reklamieren, kommt verdammt spät. Dass sie damit im Jahr 2006 noch bis zur Oldenburger Basis durchdringt, ist nicht gewiss.

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