hamburger szene
: Rituale in Grün-Blau

Das Wetter ist gut, die Stimmung folglich auch. Einige hundert Studenten, es sind junge Frauen und Männer einer als unpolitisch geltenden Generation, die Eine schießt mit pulsierenden Armbewegungen Rhythmen über ihre Trommel in die Menge und bewegt damit die Nackenmuskulatur ihres Kopf wippenden Nachbarn, der Andere ist eher kühl, in schwarz, komplett mit Sonnenbrille, folgen ihrer ihnen vorgegebenen Demonstrationsroute.

Dammtor, Gänsemarkt, Jungfernstieg – ein Ritual, so scheint es, in dem jeder seine Rolle kennt. Die Stimmung ist gut. Die Trommlerin geht noch etwas mehr aus sich heraus, begleitet von einem Konzert aus Trillerpfeifen und Protestrufen. Das Ganze manchmal in grün, dann wieder in blau eingerahmt, je nachdem, welche Uniformen die Dienst habenden Polizisten am Rand gerade tragen. „Du trägst ja gar keine Waffe“, spricht ein rothaariger Student mit Kaugummi einen Polizisten auf seinen leeren Holster am Gürtel an. Seine Kollegen tragen eine.

Der Polizist schweigt – sein Kopf dreht sich weg vom Studenten, zurück in Gehrichtung. „Ich weiß“, glaubt plötzlich der Mitläufer des Rothaarigen und zeigt scherzend mit seinem Finger, „das ist ein Zeichen seiner Solidarität mit uns.“ Und dann: „So kann nichts passieren.“

Sie lachen kurz und fröhlich, ohne den mutmaßlichen Sympathisanten in grün, die Köpfe im Nacken, fällt ihnen die Sonne auf die Gesichter, das Wetter ist gut, die Stimmung folglich auch. BBE