: Die CDU erneuert sich
PARTEIENDEMOKRATIE Der letzte politische Weggefährte von Bernd Neumann wird nun abserviert: Der Haushaltsexperte Wolfang Schrörs, soll nicht mehr in die Bürgerschaft
Jan Haker, CDU-Politiker
Von Klaus WOLSCHNER
Wenn der Bremer CDU-Chef Thomas Röwekamp in der kommenden Woche nach seiner China-reise wieder ins Parteibüro kommt, findet er gleich ein dickes Problem vor: Der Stadtbezirksverband Schwachhausen hat den CDU-Politiker Wolfgang Schrörs bei der Aufstellung der neuen Bürgerschaftskandidaten durchrasseln lassen.
Das sei eben das Risiko innerparteilicher Demokratie, sagen die einen. Da wurde einer, der zu der „alten“ Neumann-CDU gezählt wird, von den neuen Chefs in „widerlicher“ Weise abserviert, sagen die anderen.
Zu der Stadtbezirksversammlung der Schwachhauser CDU waren 71 von rund 200 Mitgliedern gekommen, und der Vorstand um Susanne Grobien hatte eine Liste von neun Personen, die kandieren wollten, vorgelegt.
Die Mitglieder konnten „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ ankreuzen. Entscheidend waren die Ja-Stimmen. Rita Mohr-Lüllmann bekam 68, Schrörs nur 32 und verfehlte damit die Mehrheit der abgegebenen Stimmen – 14 hatten bei ihm „Enthaltung“ angekreuzt.
„Ich war vollkommen überrascht“, sagt Schrörs selbst dazu, es gab vorher keine Kritik, keine Personaldebatte, keinen Streit. Immerhin sitzt er als Schatzmeister im Landesvorstand, ist Mitglied im erweiterten Fraktionsvorstand, haushaltspolitischer Sprecher. Und Mitglied im Stadtbezirksvorstand.
Er ist Mitglied des Verwaltungsrates von Radio Bremen und des Aufsichtsrates der HVG. Seit 20 Jahren arbeitet er für die Bremer CDU, auf Landesparteitagen hat er mal vier oder fünf Gegenstimmen bekommen – immer überwältigende Mehrheiten und Vertrauensbeweise.
Wer aus der CDU ihn als Vorsitzenden des Haushaltsausschusses ersetzen könnte, ist völlig unklar. „Wenn der Landesvorstand mich in der Bürgerschaft haben will, kann er das dem Landesparteitag vorschlagen“, sagt Schrörs etwas trotzig. Völlig klar: Er will weiter Politik für die CDU machen, „gerne“, sagt er.
Aber seit der Abstimmung vor gut zehn Tagen hat ihm niemand ein Signal gegeben, dass er gewollt sei in der nächten Fraktion. Susanne Grobien, die Stadtbezirksvorsitzende, „bedauert“ das Votum ihrer Mitglieder, hat aber auf Landesvorstands-Ebene wenig zu sagen.
Jan Haker, pensionierter Schiffbau-Ingenieur, ist seit 20 Jahren im Stadtbezirksvorstand. So etwas hat es noch nie gegeben, sagt er.
Früher habe der Stadtbezirk alle seine Schwachhauser Kandidaten mit guten Stimm-Ergebnissen ins Rennen um die vorderen Listenplätze auf Landesebene geschickt.
Die Abstimmung sei „eine Katastrophe“ für die CDU und „nicht hilfreich für Dr. Mohr-Lüllmann, die höchstwahrscheinlich Spitzenkandidatin werden wird“ im Mai 2011 – immerhin war es „ihr“ Stadtbezirksverband.
Rita Mohr-Lüllmann geht davon aus, dass das Ergebnis des Stadtbezirksverbands nicht mehr korrigiert wird. Der Landesvorstand könne „Seiteneinsteiger“ für die Liste vorschlagen, aber der Sinn dieser Regelung in der Satzung sei es nicht, basisdemokratische Entscheidungen über den Haufen zu werfen.