: Weiter Kritik an Kirsten Harms
Berlin dpa/afp Nach Absetzung von Mozarts „Idomeneo“ aus Angst vor islamistischen Anschlägen wurde auch gestern die Entscheidung der Deutschen Oper Berlin in der Regel scharf kritisiert. Intendantin Kirsten Harms hatte die Inszenierung des Regisseurs Hans Neuenfels abgesetzt, in der König Idomeneo neben Jesus, Buddha und Poseidon auch den abgeschlagenen Kopf des Propheten Mohammed präsentiert.
Die Berliner CDU warf Körting vor, die Intendantin im Regen stehen gelassen zu haben. „Körting hat übertrieben Panik verbreitet und Frau Harms damit in Angst und Schrecken versetzt“, sagte Generalsekretär Frank Henkel. Auch der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Guido Westerwelle erklärte, die politische Verantwortung für die Absetzung der Oper liege klar bei Körting und den Sicherheitsbehörden. Eine Kulturmanagerin wie Harms sei nicht eine Expertin für innere Sicherheit. Harms dürfe nicht zum „Bauernopfer“ gemacht werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen immer mehr zurückweichen. Selbstzensur aus Angst ist nicht erträglich.“ Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, forderte die Wiederaufnahme der Oper, „als Zeichen, dass Einschüchterungsversuche die Kunstfreiheit nicht in Frage stellen können“.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat die Absetzung der Mozart-Oper als ein „erschütterndes Ereignis“ bezeichnet. Er gehe davon aus, dass die Intendantin Kirsten Harms „nicht ohne Gründe eine Oper absagt“, sagte Lehmann. Dies sei nicht als Einknicken zu verstehen.
Der Historiker Michael Wolffsohn warf Harms vor, Terroristen in die Hände gespielt zu haben. „Frau Harms dokumentiert, dass sie, obwohl für Kultur zuständig, den Geist unserer Kultur nicht verstanden hat.“
Auch der Senior-Direktor des Zentralinstituts Islam-Archiv (Soest), Mohammed Salim Abdullah, äußerte Unverständnis über die Absetzung. Die Oper sei ein Kunstwerk, und Mozart sei ein Humanist gewesen. „Er hat Stücke geschrieben, die auch von Muslimen bejubelt werden.“ Die Muslime hierzulande müssten die deutsche Kunst akzeptieren. „Wem das nicht passt, der kann ja gehen“, sagte Abdullah.