: EU setzt Genreis-Ultimatum
Bis Ende Oktober sollen die USA Mindeststandards in ihren Laboren akzeptieren. Damit will die Europäische Kommission die Einfuhr von gentechnisch veränderten Langkörnern verhindern. Ohne Einigung könnte es teuer für die Amerikaner werden
VON WOLFGANG LÖHR
Die EU-Kommission setzt die USA mit einem Ultimatum unter Druck, den illegalen Export von Gentech-Langkornreis in die Mitgliedstaaten zu unterbinden. 15 Tage haben die USA jetzt noch Zeit, gemeinsam mit der EU verbindliche Untersuchungsmethoden zu erarbeiten. Mit denen soll garantiert werden, dass keine gentechnisch kontaminierte Ware mehr verschifft wird. Sollte eine Einigung nicht möglich sein, sollen die EU-Mitgliedstaaten dazu verpflichtet werden, alle Langkornreis-Importe aus den USA einer aufwändigen Einfuhrkontrolle zu unterziehen, was die Liegezeiten in den Häfen deutlich verlängern und verteuern dürfte.
Bisher schon darf Langkornreis aus den USA nur eingeführt werden, wenn von einem anerkannten Prüflabor zuvor festgestellt worden ist, dass die Waren keine Spuren von Genreis enthalten. Diese Vorschrift war Ende August in Kraft gesetzt worden, nachdem bekannt wurde, dass US-Lieferungen mit der nicht zugelassenen Genreissorte LL601 von Bayer CropScience verunreinigt sein können. Der mit einer Resistenz gegen das Bayerherbizid „Liberty Link« ausgestattete Langkornreis LL601 war vor einigen Jahren in den USA zu Testzwecken angebaut worden.
Seitdem ist der verbotene LL601-Reis in vielen europäischen Ländern bereits wiederholt nachgewiesen worden: unter anderem in Deutschland, Frankreich, Österreich. Die letzten Meldungen kommen aus Irland und Slowenien. Fast täglich werden bei stichprobenartigen Überprüfungen in den Supermärkten neue Funde von gentechnisch verändertem Reis gemacht. Auch in deutschen Einkaufsmärkten.
Anlass für die EU-Kommission, jetzt zu schärferen Maßnahmen zu greifen, waren jedoch zwei Schiffsladungen mit Langkornreis, die – ausgestattet mit einem in den USA ausgestellten Gentechfrei-Zertifikat – vor rund zwei Wochen über den Hafen Rotterdam in die EU eingeführt worden waren. Erst nachdem die Ware schon längst in Belgien und vermutlich auch in Deutschland und Großbritannien ausgeliefert war, stellten die niederländischen Lebensmittelprüfer fest, dass die Ladungen doch kontaminiert waren.
Damit sich dies nicht wiederholt, setzt die EU-Kommission jetzt ihr Ultimatum. Künftig sollen auch die Labore in den Vereinigten Staaten einen Mindeststandard bei den Probenentnahmen und den Testmethoden einhalten müssen.