Neue Sterne für den Hamburger Himmel

HANDBALL-BUNDESLIGA Flensburg trennt sich 24:32 vom HSV. Der interessiert sich für Flensburger Personal

Es war Zita Newerla, die Pressesprecherin der SG Flensburg-Handewitt, die zur Eile drängte nach dem missratenen Bundesliga-Nordderby beim HSV Handball: „Komm Per, der Bus wartet!“, rief sie Trainer Per Carlén zu. Der Schwede schaute kurz auf und nickte zum Zeichen, dass er die Aufforderung verstanden hatte. Und nahm sich trotzdem noch Zeit, um auch die letzten Fragen zu seiner Zukunft freundlich zu beantworten.

In dieser Szene lag einiges an Symbolik: Noch hat Flensburg Carlén unter Vertrag, die Konkurrenz aus Hamburg will ihn – aber nicht nur ihn. Das eigentliche Objekt der Begierde ist sein 20 Jahre alte Sohn Oscar, ein hochtalentierter Linkshänder, der beim HSV exzellent die Lücke schließen würde, die sich nächstes Jahr auftut durch den bereits feststehenden Wechsel Krzysztof Lijewskis zu den Mannheimer Rhein-Neckar Löwen.

Bessere Perspektiven

Meistens ist es so, dass der Vater den Junior zu einem anderen Verein mitnimmt. Bei den Carléns dagegen zieht der Filius den Vater, der am 19. November 50 Jahre alt wird. Die besseren sportlichen Perspektiven bieten sich den beiden derzeit ohne Frage in Hamburg: Flensburg-Handewitt, Deutscher Meister des Jahres 2004, kann mit den Spitzenvereinen wie dem HSV oder dem Rekordmeister THW Kiel nur noch phasenweise mithalten, aber eben nicht über 60 Minuten.

Auf Augenhöhe agieren die Flensburger nicht mehr, das zeigte sich am Samstag in der Partie in Hamburg, die 32:24 endete, aber schon zur Pause mit 18:12 faktisch entschieden war. Hinter den Rhein-Neckar Löwen (19:3 Punkte), THW und HSV (je 18:2) sowie den Füchsen Berlin (17:3) steht die SG in der Tabelle nur noch in der zweiten Reihe – mit 14:8 Zählern auf Platz sechs.

Bei der Zukunftsplanung von Per Carlén hängt alles von Meka ab. So heißt seine Frau, die noch immer in Schweden lebt. „Mit ihr muss ich noch einmal über alles reden. Vielleicht kommt sie nach Deutschland, aber das muss man alles noch abwarten. Ich werde in diesem Monat noch bekannt geben, was ich in der nächsten Saison machen werde“, sagte Per Carlén.

„Ernsthafter Kandidat“

Dass Vater und, vor allem, Sohn in Hamburg hoch angesehen sind, verhehlte HSV-Präsident Andreas Rudolph nicht. „Per Carlén ist ein sehr guter Trainer. Wenn er aus Flensburg weggehen sollte, ist er natürlich ein guter, ernsthafter Kandidat für den HSV“, sagte Andreas Rudolph. Gleiches gelte für Oscar. „Wir reden mit einigen Linkshändern. Und Oscar ist einer der besten der Welt.“

Es deutet alles darauf hin, dass das HSV-Starensemble in Kürze erweitert wird. CHRISTIAN GÖRTZEN