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Archiv-Artikel

Der Hund am Kragen

Nach Druck von Tierschützer verzichten nordrhein-westfälische Handelsketten auf Pelz-Massenware

Er ist immer noch da. Madonna und Jennifer Lopez tragen ihn. Auch Puff Daddy trägt ihn gerne. Den totgeglaubten Nerz-Mantel. Ist dies der Anfang des großen Pelz-Comeback?

Tierschutz-Organisationen möchten das verhindern. Nach jahrelangem Druck ist es ihnen gelungen, die großen nordrhein-westfälischen Handelsketten C&A,P&C und Kaufhof zum Pelz-Verzicht zu bewegen. Die Organisationen verweisen auf die Verhältnisse, unter welchen die Zuchttiere in Asien gehalten werden. Wer die katastrophalen Arbeitsbedingungen chinesischer Industrie-Malocher kennt, wird sich ein blasses Bild von den Zuständen auf dortigen Billig-Zuchtfarmen machen können. Die Häute werden den Tieren buchstäblich vom lebendigen Leibe gerissen.

Diese Massenware findet dann seinen Weg als billiges Pelz-Versatz-Stück in das Sortiment der großen Handelsketten. Und bitte nicht wundern, wenn zuhause der Dackel am Pelz-Kragen des neuen Winter-Mantel herumschnuppert. Möglicherweise möchte er bloß mit einem Artgenossen aus China spielen. Denn dass für Pelz-Massenware aus asiatischen Ländern dort auch Hunde und Katzen ihr Fell lassen müssen, ist kaum einem Kunden bekannt. Schließlich gibt es in Deutschland keine Kennzeichnungspflicht für Pelzware.

Vielleicht sollte doch die von der Unterschicht-Diskussion arg mitgenommene Bevölkerung über den Kauf eines echten Statussymbols nachdenken. Ist doch das Auftreten in einem schneeweißen Nerz-Mantel, beispielsweise beim Einkaufen, die beste Gelegenheit, sich eindeutig gegenüber der inzwischen modisch hochgerüsteten Unterschicht zu positionieren. Die einmalige Investition von 20.000 Euro könnte somit zunächst den gesellschaftlichen Status wenigstens optisch zementieren.

Nach Aussage des Deutschen Pelzinstituts handelt es sich bei der Pelz-Massenware von C&A und P&C sowieso nur um Peanuts. Zwar leidet die Branche seit den 80er Jahren unter Nachfrage-Engpässen, der Umsatz brach in den 90ern um 50 Prozent ein. Aber der Großteil des eine Milliarde umfassenden Umsatzes wird weiterhin in den Edel-Boutiquen umgesetzt. Die dort verarbeiteten Felle stammen dann auch von einwandfrei abgemurksten Tieren. Also doch über die Aufnahme des Nerz-Kredites nachdenken. Die Unterschicht wird begeistert sein und die Tierliebe zu schätzen wissen. Es lohnt sich. SIMON KARSTEN