Was denken Sie gerade … : … Hanna Schygulla?
Hanna Schygulla ist Schauspielerin und lebt in Paris. Als wir sie anrufen, denkt sie gerade an Berlin: Am Sonntag um 20 Uhr wird sie dort in der Buchhandlung Fürst & Iven ein Gespräch mit Vera von Lehndorff und Antje Vollmer führen. ( www.autorenbuchhandlung-berlin.de )
An den Affen, der zum Menschen wurde, an den Affen im „Bericht an eine Akademie“ von Kafka: Eine Gestalt im Frack berichtet vor den hohen Herren dieses Plenums, warum er, einst freier Affe, zum Menschen werden musste. Es war seine einzige Chance, um aus dem Käfig herauszukommen und statt im Zoo auf den Brettern der Music Halls zur Attraktion zu werden. Der Kafkaaffe ist eine Paraderolle. Ich kenne schon meine Idealbesetzung. Das beflügelt mich zum Drehbuchschreiben. Ja, öfter mal was Neues, das hilft beim Älterwerden.
Draußen ist es affenscheußlich. Im Nebenzimmer eine Sendung über misshandelte Frauen und Sühnemord als Ehrensache, hier in Frankreich wie in Deutschland. Eine Affenschande ist das! Schluss damit! Und auch Schluss mit der sprachlichen Verunglimpfung des Affen. Alle Kinder lieben Affen. Sie sind groß im Nachäffen und werden dadurch groß. So lernen wir das Leben. „Meine Seidenäffchen“ hat Heinrich von Lehndorff seine kleine Vera genannt, die später zu großen Veruschka wurde. Das konnte er nicht mehr erleben, er musste sehr früh sein Leben lassen, weil es ihm und den anderen nicht gelang, am 20. Juli Deutschland von Hitler zu befreien. Antje Vollmer hat endlich in ihrem Buch „Doppelleben“ den deutschen Widerstand zum Goodseller gemacht, ich durfte das Nachwort schreiben.
Auch Kafka ist leider zu früh gestorben. Oder Gott sei Dank, denn seine Schwestern „wurden gestorben“ als Deportierte im Ghetto von Lodz. Es lebe der Widerstand gegen die Feinde des Lebens! Foto: dapd