Der Häuserräumer

Olaf Cunitz (Foto) muss erleichtert gewesen sein, als er erfuhr, dass von den neuerlichen Hausbesetzungen am Ostersonntag keine städtischen Gebäude betroffen waren. Denn so konnte Frankfurts grüner Baudezernent und Bürgermeister die Woche ganz entspannt beginnen lassen und es den Eigentümern überlassen, die Polizei mit der Räumung der beiden besetzten Häuser zu beauftragen. Letzten Herbst musste sich das seit zwei Jahren von Cunitz geführte Dezernat noch selbst die Finger schmutzig machen, um eine „rechtswidrige“ Hausbesetzung beenden zu lassen. Das brachte den Grünen, die Frankfurt seit acht Jahren gemeinsam mit der CDU regieren, besonders in linken Kreisen viele Antipathien ein – Farbbeutel inklusive.

Dieses Mal hingegen konnte sich Cunitz unbemerkt aus der Affäre stehlen – als ob er mit Gentrifizierung, Wohnungsnot und dem chronischen Mangel an selbstverwalteten Räumen nichts zu tun hätte. Dabei handelt es sich hier um die ganz großen Probleme der Mainmetropole: Während zwei Millionen Quadratmeter Büroflächen leer stehen, fehlt Wohnraum für Zehntausende Menschen.

Zwar scheut Cunitz keine Mühen, sein Engagement zur Beruhigung des „angespannten Wohnungsmarktes“ zu zeigen, allein die Ergebnisse fehlen: Der Bestand an Sozialwohnungen wird weiter drastisch reduziert, luxuriöse Eigentumswohnungen und Bürotürme aber werden gebaut.

Die restriktive Politik gegen Hausbesetzer und selbstverwaltete Projekte passt da ins Bild. Vor einem Jahr wurde eines der letzten besetzten Gebäude der Stadt geräumt: das Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI). Die Grünen – besonders die machtbewusste zweite Generation um Cunitz – schmückten ihre Tatenlosigkeit mit Lippenbekenntnissen. TIMO REUTER