Anzeige für Urenco

Russische Umweltschützer erstatten Anzeige gegen Gronauer RWE-Tochter: Illegale Entsorgung von Atommüll

GRONAU/MÜNSTER taz ■ Strafanzeige gegen den Betreiber der Urananreicherungsanlage Gronau werden russische Umweltschützer heute bei der Staatsanwaltschaft Münster stellen. Die Atomkraftgegner der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense wollen damit für ein Ende der Atommülltransporte von Gronau nach Russland sorgen. Der Anlagenbetreiber Urenco, eine Tochterfirma der Energieversorger RWE und Eon, hat bereits geschätzte 20.000 Tonnen radioaktives und hochgiftiges Uranhexaflorid nach Russland verschickt.

Hauptzweck der Transporte sei nicht die Wiederaufbereitung, sondern die kostengünstige Entsorgung, argumentieren die Atomkraftgegner. „Die Sicherheitsstandards in den russischen Atomkombinaten sind völlig unzureichend“, so Vladimir Sliviak von Ecodefense. Teilweise lagerten die Fässer mit dem Atommüll aus dem Münsterland unter freiem Himmel und rosteten vor sich hin. In den von der Urenco belieferten russischen Atomfabriken sei es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Unfällen gekommen, sagt Ecodefense-Aktivistin Anna Parshina. So seien die 500.000 Einwohner der sibirischen Stadt Tomsk 1993 nur knapp einer Katastrophe entgangen, als aus dem nahe gelegenen Atomkombinat Sewersk eine radioaktive Wolke ausgetreten sei.

Unterstützt werden die Umweltschützer von den Grünen und der Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG). „Diese illegale Abfallentsorgung ist ein Skandal. Urenco muss die Transporte sofort stoppen“, so Reiner Priggen, Energieexperte der Grünen im Düsseldorfer Landtag. WASG-Landeschefin Katharina Schwabedissen erklärte, es sei „unerträglich, dass deutsche Atomkonzerne die ungelöste Endlagerfrage auf die Menschen in Sibirien abwälzen“. WYP