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der rechte randHarte Szene in Celle

Am Abend des vergangenen Freitags feierten zahlreiche Neonazis, darunter der „Freie Kameradschafts“-Kader Dieter Riefling, in der Gaststätte „Bayrische Botschaft“ in der Celler Innenstadt eine Geburtstagsparty. Gegen 2.40 Uhr fielen den Rechten draußen zwei Männer kurdischer Herkunft auf. Etwa 20 Neonazis stürmten los. „Wir wurden geschubst“, sagte ein Betroffener später. „Sie fragten uns, ob wir schon mal ein KZ von innen gesehen hätten.“

Die Attackierten flohen in eine Bar, in die die Angreifer einzudringen versuchten. Herbeigerufene Polizisten „wurden äußerst aggressiv empfangen“, sagt Polizeisprecher Christian Riebandt. Schlagstöcke und Pfefferspray kamen zum Einsatz, vier Neonazis im Alter von 23 bis 26 Jahren wurden festgenommen – Riebandt zufolge bekannte örtliche Rechtsextreme.

Seit Jahren schon gibt es in und um Celle eine harte Neonazi-Szene. Die Verurteilung führender Kader bremste den Aktionismus etwas, seit kurzem sucht aber die „Kameradschaft 73“ um Klaus Hellmund wieder die politische Auseinandersetzung. Hellmund, wegen Körperverletzung verurteilt, führt auch die „Bürgerinitiative zur Schließung des Bunten Hauses in Celle“.

Die „Bayrische Botschaft“ ist längst zu einem Treffpunkt geworden: Am 7. Juli versammelten sich rund 70 Rechte bei Gastwirt Rüdiger Räke. Am 16. September musste die Polizei bei dem Lokal einschreiten: An die 50 Neonazis waren hier eingekehrt, nachdem ein Rechtsrockkonzert von der Polizei unterbunden worden war. Stattfinden sollte es im Schützenheim Celle-Neustadt, dessen Pächter ebenfalls Räke ist. Die Stadt überprüft, ihm „die Schenkkonzession zu entziehen“.

Die Akzeptanz der Rechten offenbarte indes die Kommunalwahl: Das „Sozial-Patriotische Bündnis“, empfohlen von der NPD, erreichte einen Ratsitz, ebenso die „Republikaner“. Am 9. Dezember wollen nun die „Freien Nationalisten“ aufmarschieren. „Ein Verbot wird angestrebt“, sagt Wolfgang Fischer, Sprecher der Stadt. Gegenaktionen sind geplant.

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