: RRX – noch fährt nix
2015 soll der Rhein-Ruhr-Express zwischen Dortmund und Köln fahren – ohne Verspätung, überfüllte Züge und höhere Preise. Die Zeche zahlen muss der ländliche Raum, fürchten die Grünen
VON KATHARINA HEIMEIER
Das Land Nordrhein-Westfalen, der Bund und die Deutsche Bahn haben den Rhein-Ruhr-Express (RRX) auf die Spur gesetzt. Ab dem Jahr 2015 soll der RRX im 15-Minuten-Takt mit 160 Stundenkilometern zwischen Dortmund und Köln verkehren. Vier RRX-Linien sollen dann auf dieser Strecke fahren und zwei weitere im 30-Minuten-Takt zwischen Oberhausen und Düsseldorf.
Verspätungen und überfüllte Züge soll es mit dem RRX nicht mehr geben – und mehr kosten soll das die Fahrgäste nicht: Der RRX soll mit den Verbundtarifen der Verkehrsverbünde und dem Nordrhein-Westfalen-Tarif ohne Aufpreis nutzbar sein. Das sieht ein gestern in Berlin vorgestelltes Konzept vor. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nannte den Express ein „innovatives Premiumprodukt“. Landesverkehrsminister Oliver Wittke (CDU) erklärte die Umsetzung zum „Verkehrsprojekt Nummer eins in NRW“. Das Projekt könnte allerdings längst weiter sein, „wenn nicht jahrelang die Schimäre Transrapid hochgehalten worden wäre“, sagte er.
Ursprünglich war auf der Strecke Dortmund-Köln die Magnetschwebebahn Metrorapid geplant. Von 400 Stundenkilometern war damals die Rede. Der damalige Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) hatte das Projekt 2002 begraben, nachdem es die rot-grüne Koalition mehrmals an den Rand des Scheiterns gebracht hatte.
Der jetzt geplante RRX kommt in einer abgespeckten Version. Entgegen früherer Planungen fährt er nicht auf einer eigenen Trasse. Stattdessen soll das bestehende Gleissystem ausgebaut werden. Einsatzbereit sollte er ursprünglich schon zur Fußball-Weltmeisterschaft sein. Jetzt fahre der Express mit „absoluter Rekordverspätung“ los, kritisierte Christof Rasche, Verkehrs-Experte der FDP-Landtagsfraktion. Der erste Spatenstich ist für das Jahr 2011 geplant. Kosten soll der Ausbau 1,3 Milliarden Euro. Die konkreten Streckenverläufe sollen bis 2008 feststehen. Dann beginnt das Planfeststellungsverfahren. „Insbesondere die Hauptstrecke im dicht besiedelten Ballungsraum wird nicht einfach zu planen sein“, sagte Pressereferentin Mirjam Grotjahn.
Als einen „räumlichen Knackpunkt“ hat Lothar Ebbers vom Fahrgastverband „Pro Bahn“ die Gleise bei Düsseldorf-Angermund ausgemacht. Dort müsste von vier auf sechs Gleise erweitert werden, vermutet er. „Da gab es schon vor 20 Jahren Streit.“ Inzwischen sei zudem dicht neben den Gleisen gebaut worden.
Dennoch könnten schon vor 2015 die ersten RRX-Linien fahren, meint Ebbers. „Der RRX ist ein Prozess und nicht der Big Bang.“ Statt der einen Rennstrecke müsse ein Netz entstehen. Unklar sei vor dem Hintergrund sinkender Regionalisierungsmittel die Finanzierung des Betriebs. Auch Horst Becker, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, sagt: „Den Preis wird der ländliche Raum zahlen.“ Dort drohe ein „dramatisch ausgedünntes“ Angebot.