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TIM CASPAR BOEHME
Minimalismus scheint in der allgemeinen Wahrnehmung vornehmlich eine Sache der angelsächsischen Länder zu sein. Der Herkunftsnachweis steckt fast schon im Begriff, denn genau genommen heißt es ja „Minimal Music“. Auch die großen Namen sind US-Amerikaner – Steve Reich, Philip Glass, Terry Riley –, in England hat es Michael Nyman mit Filmmusik zu einiger Bekanntheit gebracht. In Deutschland war die Aufnahme dieser wiederholungsfreudigen Musik unter Komponisten weniger verbreitet und hiesige Vertreter haben international eher eine untergeordnete Rolle gespielt – wie Hans Otte, Peter Michael Hamel oder Ernstalbrecht Stiebler. Dass man sich zumindest mit letzterem mal wieder ein bisschen stärker auseinander setzt, ist nicht zuletzt Stieblers 80. Geburtstag in diesem Jahr zu verdanken. Aus diesem Anlass gibt es im Acker Stadt Palast von Freitag bis Sonntag das Festival „Ton in Ton“ mit drei Konzertabenden. Stieblers reduzierte Musik erklingt unter anderem in Gesellschaft von ähnlich minimalistisch-reduktionistischen Tonsetzern wie Morton Feldman oder Giacinto Scelsi, die auf das Werk des Jubilars einigen Einfluss hatten und deren Werken er als Redakteur beim Hessischen Rundfunk zu Aufführungen verhalf. Am Freitag setzt sich der Journalist Matthias Entreß vorab um 19 Uhr mit Stiebler zum Gespräch zusammen. (Ackerstr. 169/170, 20 Uhr)
Auch Der Nino aus Wien ist in Berlin noch zu entdecken. Die verschiedenen Facetten seines Schaffens verteilt der Singer-Songwriter aktuell auf gleich zwei neue Alben: introvertiert die „Bäume“, extrovertierter der Postpunk-Funk-Pop von „Träume“. All das kann man am Samstag im Roten Salon gleich auf einmal haben. (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 13 €)
Umsonst und draußen präsentiert sich am Sonntag die singuhr, die ihre Hörgalerie im Wasserspeicher im vergangenen Herbst als Wirkungsstätte verlassen hat. So ganz allerdings nicht. Mit dem eigens für den Ort entwickelten Konzert „Pulse – Außen“ wird das Wasserturmareal Prenzlauer Berg von 200 Musikern, darunter dem Nasenflötenorchester Kreuzberg, bespielt werden. (Belforter/Diedenhofer/Kolmarer/ Knaackstraße, 15–18 Uhr, Eintritt frei)
Freunde des psychedelischen Folk können am Montag im HAU 1 dem mit der Incredible String Band bekannt gewordenen Mike Heron lauschen. Gemeinsam mit der jungen Folkband The Trembling Bells spielt Heron das Frühwerk der ISB nach. (Stresemannstr. 29, 19 Uhr, 22/16,50 €)
Orgelklänge aus Äthiopien schließlich bietet am Dienstag der Jazzer Hailu Mergia im Urban Spree, verstärkt vom Improv-Schlagzeuger Tony Buck. (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 13 €)