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■ 52, leitet seit 2009 die Gemeinschaftsschule des Campus Rütli in Neukölln. Zuvor war sie stellv. Schulleiterin der privaten Grund- und Realschule der Königin-Luise-Stiftung, dann Leiterin der Heinrich-Heine-Realschule, die jetzt Teil der Rütli-Schule ist.
VON CORDULA HECKMANN
Als Schulleiterin einer Gemeinschaftsschule im sozialen Brennpunkt träume ich von einer Schule, in der leistungsstarke und leistungsschwache SchülerInnen miteinander und voneinander lernen, in der Berliner SchülerInnen verschiedener Herkunft ihre Unterschiede weniger als Gegensätze denn als Chance begreifen. Dazu brauchen wir Ganztagsschulen, die in ihrem Stadtteil gut mit den Jugendfreizeiteinrichtungen, mit der lokalen Wirtschaft, den sozialen Diensten und der Zivilgesellschaft vernetzt sind – Schulen, die mit ihrer Qualität einen Beitrag zur besseren sozialen Entwicklung benachteiligter Stadtteile leisten.
Aus unterschiedlichen Gründen können nicht alle Elternhäuser ihren Kindern in dem gewünschten Maß ein Bildungsangebot machen, das deren weiterer schulischer und beruflicher Laufbahn förderlich wäre. Ganztagsschulen übernehmen hier eine zentrale Aufgabe. Um ihr gerecht werden zu können, muss Schule sich vernetzen, Kooperationen eingehen. Wir als Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli bieten unter anderem in der Kooperation mit der Musikschule Instrumentalunterricht und mit der Volkshochschule zertifizierte Türkisch/Arabisch-Kurse im Freizeitbereich an. Gemeinsam mit der Freudenbergstiftung entwickeln wir im „Quadratkilometer Bildung“ neue Ansätze für Förderkurse, schulische Übergänge und Lernwerkstätten.
Wenn Eltern von staatlichen Transferleistungen leben, haben Kinder und Jugendliche oft kein Rollenvorbild für ihren Eintritt ins Berufsleben. Um diesem Mangel zu begegnen, brauchen Schulen den engen Kontakt zur (lokalen) Wirtschaft. Über Praktika und so fort erfahren die SchülerInnen aus erster Hand etwas über verschiedene Berufsbilder und welche Bedeutung Eigenschaften wie Pünktlichkeit und Einsatzbereitschaft im Berufsleben haben. Ich berichte gern, dass wir in der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli im letzten Sommer im Jahrgang 10 von 120 SchülerInnen nur zwei ohne Abschluss entlassen haben und 35 mit einem Mittleren Schulabschluss, der ihnen den Übergang in die gymnasiale Oberstufe erlaubt.
Alle in der Bildung Verantwortlichen müssen deshalb in den nächsten zehn Jahren Anstrengungen unternehmen, besser als bisher Bildungsbiografien von Anfang an zu begleiten und mit den Kitas, Freizeiteinrichtungen, sozialen Diensten, Stiftungen und Betrieben, auch präventiv mit der Polizei, eng aufeinander abgestimmt zusammenzuarbeiten, um damit Erfolge auch bei denjenigen SchülerInnen zu erzielen, die mit großen Problemen belastet schulisch und gesellschaftlich zu scheitern drohen. Dabei muss darüber nachgedacht werden, ob die bestehenden Ressort- und Verwaltungsgrenzen das leisten können, was sie sollen.
Das Modellprojekt Campus Rütli rüttelt an diesen Grenzen, oder wie Christina Rau, die Schirmherrin des Projekts, sagte, es sei an der Zeit, nicht länger in Zuständigkeiten zu denken, sondern in Verantwortlichkeit. Den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern ist ein wesentlicher Auftrag von Schule. Die aktuelle Berliner Schulstrukturreform leistet einen wichtigen Beitrag dazu. Jetzt müssen die Schulen die Chancen nutzen, während die Schulverwaltung in der Verantwortung bleibt, diesen Veränderungsprozess klug zu unterstützen. Auch gute Strukturen können nicht Menschen und die Qualität ihrer Arbeit ersetzen. Erfolg kann nur mit vielen engagierten Menschen vor Ort erreicht werden. Ich glaube, dass mit der Einführung der Integrierten Sekundarschule, dem Pilotprojekt Gemeinschaftsschule und mit der Idee, die hinter dem Modellprojekt Campus Rütli steht, Schritte unternommen wurden in Richtung auf Schulen, die ich mir wünsche.