: Zorn auf den Zaun
SOMMER Dieses Pfingsten soll das wärmste seit Langem werden. An den Küsten wird es dann wieder voll – trotz Gebühren für die Strandnutzung. Gegen das Abkassieren regt sich Protest
„Erst zahlen, dann baden“, heißt es an vielen Stränden von Nord- und Ostsee, so auch am Nordseestrand Hooksiel (Kreis Friesland). Die Initiative „Freie Bürger für freie Strände“ in Niedersachsen fordert jetzt freien Zutritt für Badende und den Abriss des Zauns, der den Zugang zum Strand versperrt – und zeitweise sogar mit Stacheldraht versehen war. „Das geht gar nicht“, schimpft Janto Just aus Hooksiel bei Wilhelmshaven. „Ein Meer mit Zaun davor – das ist doch Oberquatsch.“
Wo keine Zäune im Weg sind, fallen Kassierer den Touristen zur Last: Viele Tagesgäste an der Küste ärgern sich über Gebühren, die schon für einen Spaziergang fällig werden. Drei Euro kostet ein Tag Strand in Hooksiel für Erwachsene, immerhin 1,30 Euro je Kind ab sechs Jahren. Am Pfingstmontag wollen die Aktivisten gegen die dortigen Zäune demonstrieren und Leitern zum Übersteigen der Hindernisse anbieten.
Die Initiative klagt deshalb beim Verwaltungsgericht Oldenburg. Zusammen mit anderen Klägern pocht Just auf den Paragrafen 59 im Bundesnaturschutzgesetz. Danach muss der Zugang zu Natur und Landschaft für Erholungszwecke grundsätzlich frei sein.
Gebühren zu erheben, ist umstritten, aber weit verbreitet: In Niedersachsen herrscht an 120 von 134 Strandkilometern eine Abgabepflicht, häufig sind die Abschnitte umzäunt. Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern muss vielerorts gezahlt werden.
Die Tourismusverbände im Norden zeigen Verständnis für die Küsten- und Inselgemeinden, die die Abgaben erheben: Sie zahlten ja auch hohe Kosten für die Reinhaltung ihrer Strände. So wurden in den vergangenen Tagen etwa in Travemünde 4.000 Tonnen Seetang abgefahren, was nach Angaben der Verantwortlichen 35.000 Euro gekostet hat. Anders als in Niedersachsen werden in Schleswig-Holstein kaum noch Strände mit Zäunen abgeschirmt, aber auch dort stehen vielfach Automaten und Kassenhäuschen bereit.
In Lübeck-Travemünde und anderen Ostseebädern im Land ist der Spaziergang am Strand auch in der Hochsaison kostenlos. Nur wer sonnenbade oder schwimme, müsse eine Benutzungsgebühr bezahlen, sagte Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff.
Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern sagt, dass für ein Freizeitvergnügen in sauberer Natur eine Strandgebühr durchaus in Ordnung sei. „Wer ins Kino geht, ist auch bereit, zu zahlen.“ Zäune lehnt er ab – die gibt es in seinem Bundesland auch nicht an der Ostsee. (dpa/taz)