: Tausend Bergbaugegner und ein Nostalgiker
Die Bergbaubetroffenen in NRW kämpfen seit 15 Jahren gegen die Steinkohle. Vorbild ist das Saarland
Die Rechtsrheinischen: Die Bürgerinitiative Bergbaubetroffener am Niederrhein (BiB) wurde im Jahr 2000 gegründet. Seitdem kämpfen die Niederrheiner vor allem gegen das Bergwerk im Duisburger Stadtteil Walsum. Aktuell sind mehr als 1.800 Menschen in der BiB organisiert. Die Genehmigung des Rahmenbetriebsplans 2002-2019 durch die Bezirksregierung Arnsberg brachte die Bürger in Aufruhr. „Die Realisierung würde ein uneinschätzbares Überflutungs-Gefährdungspotenzial für mehr als 100.000 Menschen schaffen“, hieß es. Der Vorsitzende, Rechtsanwalt Klaus Friedrichs, vertrat die BiB auch gestern vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Als Mitglied der SPD fühlt er sich vor allem von den heimischen Genossen verraten. Die Sozialdemokraten in Bund und Land kämpfen derzeit für eine Fortführung des Bergbaus über das Jahr 2018 hinaus. Drei Zechen sollen dafür weiter betrieben werden. Ob es wirklich dazu kommt, dürfte zumindest den Anwohnern des Bergwerks Walsum egal sein. Landesregierung und Deutsche Steinkohle einigten sich darauf, die Zeche im Sommer 2008 zu schließen.
Die Linksrheinischen: Die Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB) Rheinberg e.V. beackert die andere Rheinseite. Bereits 1991 schlossen sich Bürger in der SGB zusammen, um den Kohleabbau unter den Wohngebieten der niederrheinischen Stadt Rheinberg zu verhindern. 1.200 Mitglieder unterstützen die Initiative. Ähnlich wie die rechtsrheinischen Bergbaugegner befürchtet die SGB unkontrollierbare Überschwemmungen. Im Blickpunkt steht dabei das Bergwerk West in Kamp-Lintfort. Auch die Radioaktivität im Altrhein und im Kanal Fossa Eugeniana führen die Bergbaugegner auf den Abbau der Steinkohle zurück. Doch anders als in Walsum dürfte den linksrheinischen Kollegen das Feindbild noch länger erhalten bleiben. Sollte es einen Sockelbergbau geben, steht das Bergwerk West oben auf der Liste der zu erhaltenden Zechen.
Die Anderen: In Bergkamen, Bottrop oder im münsterländischen Altendorf-Ulfkotte sind in den vergangenen Jahren mehrere Initiativen entstanden. Ihr Kampf gilt vor allem den Bergschäden und den durch den Bergbau verursachten Erdstößen. Seit Februar 2006 sind die Initiativen im Landesverband Bergbaubetroffener NRW zusammen geschlossen. Der Verband hat mehr als 3.000 Mitglieder. Vorbild hierfür waren die Bergbaugegner aus dem Saarland. Der dortige IGAB-Saar hat immerhin mit dafür gesorgt, dass im Saarland ab dem Jahr 2012 keine Zeche mehr fördern wird. Das Bergwerk Saar in Endorf soll dann den Betrieb einstellen. Die Initiativen in NRW können davon nur träumen.
Die Nostalgiker: Wer sich über die positiven Seiten des Kohleabbaus Untertage informieren möchte, kann dies unter www.pro-bergbau.de tun. Neben Daten und Fakten und einem Blick in die Historie werden dort Bergbaugegner kritisch beäugt. HOLGER PAULER