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Archiv-Artikel

Bauern leiden unter Dioxin-Skandal

ERNÄHRUNG Der Verkauf von Schweinen ist nur noch mit aktuellen Unbedenklichkeitsnachweisen möglich, während die Preise unter auskömmliches Niveau gerutscht sind. Viele Landwirte sehen sich als Opfer

Die notwendigen Urkunden und Belege müssen immer wieder neu beschafft werden

Die Bauern in Schleswig-Holstein leiden unter den Folgen des Dioxin-Skandals. „Wir Landwirte können nichts dafür, wenn kriminelle Unternehmer heimlich Giftstoffe unter die Futtermittel mischen“, klagt Manfred Schmidt aus Schenefeld (Kreis Steinburg). Gemeinsam mit dutzenden Leidensgenossen ist der 48-Jährige am Dienstag nach Rendsburg gekommen, um sich vom Landesbauernverband beraten zu lassen.

Vor allem Schweinemäster leiden unter dem Skandal. Sie können ihre Tiere kaum verkaufen, weil der Markt nach Bekanntwerden der Dioxinfunde zusammengebrochen ist. Der Image-Schaden ist riesig, die gesamte Branche leidet unter dem Vertrauensverlust.

Bei Hauke Thomsen ist das nicht anders. Er hat auf seinem Hof in Silberstedt (Kreis Schleswig-Flensburg) kein Dioxin-belastetes Futter verbraucht. Sein Schweinemast-Betrieb ist daher nicht gesperrt. Um seine Schweine auf dem Schlachthof abliefern zu können, muss er jedoch diverse bürokratische Auflagen erfüllen. „Wenn ich nicht die geforderten Bescheinigungen habe, nimmt mir keiner die Tiere ab“, berichtet der Landwirt. Damit nicht genug: Die notwendigen Urkunden und Belege müssen immer wieder neu beschafft werden, denn sie dürfen zum Teil nicht älter sein als 24 Stunden. Viele Futtermittelbetriebe schickten aber die von den Schlachthöfen geforderten Nachweise nur verzögert, rügt Thomsen. „Und es ändert sich täglich, was an Belegen beigebracht werden muss.“

Selbst wenn die Schweine vom Hof sind, kann sich zurzeit kein Landwirt zufrieden zurücklehnen, denn die Mastbetriebe bekommen für das Fleisch nur noch einen durchschnittlichen Kilopreis zwischen 1,10 Euro bis 1,12 Euro. Die Erzeugerpreise müssten jedoch mindesten 1,50 Euro bis 1,60 Euro betragen, sagt Landesbauernpräsident Werner Schwarz. Also leiden alle Betriebe finanziell. „Das ganze Ausmaß ist bislang nicht absehbar“, sagt Schwarz. (dpa)