: Grauwale jetzt Gazprom-Geschäft
Nach Übernahme des Gasfeldes Sachalin II sehen Umweltschützer Konzern in der Pflicht
BERLIN taz/rtr/afp ■ Nach der Übernahme der Mehrheit am Gas- und Ölförderprojekt Sachalin II durch Gazprom haben Umweltschützer den russischen Staatskonzern zur Einhaltung von Ökostandards aufgefordert. „Durch den Deal ist Gazprom nun für die Umweltfragen ebenso zuständig wie Shell, Mitsubishi und Mitsui“, erklärte Doug Norlen von der US-Umweltgruppe Pacific Environment.
Gemeinsam mit der lokalen Naturschutzgruppe „Sakhalin Enviroment Watch“ widersprach die Organsiation der Einschätzung von Russlands Präsident Vladimir Putin, dass die Umweltprobleme bei Sachalin II gelöst seien. „Es ist noch ein weiter Weg zu gehen“, heißt es in einer gestern veröffentlichten Erklärung der Umweltschützer. So existierten noch immer riesige illegale Abraumhalden, die die Laichplätze von Lachsen in den Flüssen der Region durch Verunreinigung bedrohten.
Die deutsche Sektion des internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) forderte zudem, die im Fördergebiet liegenden Nahrungsgründe der letzten hundert noch lebenden Westpazifischen Grauwale zu schützen. Die Bauarbeiten zeigten negative Auswirkungen auf die Tiere.
Ökologische Bedenken waren offiziell der Grund, warum die Behörden dem ausländischen Konsortium unter Führung des britisch-niederländischen Shell-Konzerns mit Entzug der Lizenz für die Entwicklung von Sacha- lin II drohten. Branchenexperten sahen darin von Anfang an einen Vorwand und erklärten, Russland wolle sich einen größeren Anteil am lukrativen Geschäft mit Öl und Gas sichern.
Shell und die beiden japanischen Konsortiumsmitglieder Mitsui und Mitsubishi gaben am Donnerstag dem Druck der Behörden nach und einigten sich mit Gazprom, dass der Konzern für 7,45 Milliarden Dollar 50 Prozent plus eine Aktie an dem Projekt übernimmt. Der Shell-Anteil sinkt von 55 Prozent auf 27,5 Prozent, die beiden japanischen Firmen Mitsui und Mitsubishi kommen auf 12,5 Prozent beziehungsweise 10 Prozent. Sachalin II war bislang das einzige größere Energieprojekt in Russland, das sich ganz in der Hand ausländischer Investoren befand. STEP