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Archiv-Artikel

PORTRÄT SIMON ROLFES UND ARTURO VIDAL VON FRANK HELLMANN Die Wegweiser

Wenigstens in diesem einen Moment wurde Michael Ballack noch gebraucht. Als Andreas Menger, der Torwarttrainer der Eintracht, den Nationalspieler a. D. um dessen unbenutztes Jersey bat, blieb der kurz stehen, zog Trainingsjacke und Trikot aus und hinterließ einen zufriedenen Frankfurter. Anschließend hatte Ballack nichts mehr zu sagen.

Warum auch? Die Leistung von Bayer Leverkusen – 90 Minuten ohne seinen prominentesten Profi – sprach ja für sich. Dass die Werkself beim hochverdienten 3:0 über weite Strecken „Fußball vom Allerfeinsten“ (Cheftrainer Jupp Heynckes und Sportchef Rudi Völler) bot, war vor allem den zwei Akteuren zuzuschreiben, die im Duett in jenem Refugium regierten, das gemeinhin Ballack zugerechnet wird: Simon Rolfes und Arturo Vidal. Der deutsche Aufbauspieler und der chilenische Dynamiker bestimmten zu jeder Zeit den Rhythmus der Partie; ohne herrisch aufzutreten, wies dieses Duett den Mitspielern sicher den Weg; und dass Rolfes in „Gerd-Müller-Manier“ das frühe 1:0 erzielte (9.), Vidal mit seiner schon neunten Torvorlage das 2:0 von Renato Augusto vorbereite (32.), passte ins Bild.

Vor allem der 2007 aus Santiago verpflichtete Vidal, 23 Jahre jung, verkörpert all das, was Ballack einmal war: einen torgefährlichen, stets präsenten Mittelfeldspieler mit dem Prädikat „Weltklasse“. Und an dessen starker Seite hat auch Rolfes, 29, nach der langen Verletzungspause zu alter Form gefunden. „Das war die beste erste Halbzeit dieser Saison. Alle haben sich gut bewegt und das Spiel schnell gemacht“, resümierte der Kapitän, der dies nicht als Breitseite gegen Ballack verstanden haben wollte. „Vielleicht kommen wir ja noch dahin, dass alle zur Normalität übergehen, wenn Michael nicht spielt“, sagte Rolfes – es klang angesichts des allgemeinen Boheis um Ballack wie ein frommer Wunsch.