: Die Oberklasse zeigt ihre eleganten Seiten
WEIN Mundusvini, der auf der BioFach vergebene Weinpreis, zieht Winzer aus aller Welt an. Mit Duftnoten aus Rosenwasser und Nelken wurde in diesem Jahr die höchste Auszeichnung errungen. Auch bei preiswerteren Weinen ist Bioanbau auf dem Vormarsch
■ Die besten Bioweine kommen aus der Pfalz. Gleich zweimal Großes Gold – die höchste Auszeichnung – vergab die Jury des Bioweinpreises Mundusvini an pfälzische Weingüter: für den 2009er Riesling Forster Ungeheuer Beerenauslese vom Weingut Reichsrat von Buhl und den 2009er Buntsandstein Riesling vom Hirschhorner Hof.
■ Insgesamt schlürften die Verkoster Proben von 555 Weinen aus aller Welt. Sogar die Niederlande und Algerien schickten Weine in das Rennen. Insgesamt gab es 3-mal Großes Gold, 71-mal Gold und 119-mal Silber. (af)
VON ANGELIKA FRIEDL
Dass Biowein nicht gleich Biowein ist, dürfte sich allmählich herumgesprochen haben. Genauso wie bei konventionell angebauten Trauben findet sich eine breite Skala – von vergleichsweise billiger Massenware bis hin zu Spitzenweinen. Doch mittlerweile wollen viele Erzeuger die gute Qualität ihrer Produkte der Öffentlichkeit präsentieren: „Daher suchen immer mehr Bioweinproduzenten den direkten Vergleich ihrer Weine“, begründet Christoph Meininger, der Geschäftsführer der Mundusvini GmbH, das Interesse der Winzer am Weinpreis der BioFach.
„Der Trend zur biologischen Bewirtschaftung der Reben hat sich in den letzten zwei Jahren noch einmal verstärkt“, sagt der Fachautor Wolfram Römmelt, der als Hobbywinzer selbst einen kleinen Weingarten bebaut. In vielen Ländern steigt die Biorebfläche kontinuierlich an. In Österreich haben überdurchschnittlich viele Winzer umgestellt: 7,8 Prozent der Gesamt-Rebfläche sind dort in ökologischer Hand. In Spanien verdreifachte sich der Bioanteil in den vergangenen zwei Jahren. Weil aber die Spanier kaum Bioweine trinken, exportieren sie ihre Weine fleißig in alle Welt. Auch die deutsche Biorebfläche ist kräftig gestiegen und liegt jetzt bei knapp 5.000 Hektar. Ecovin, der größte deutsche Biowinzerverband, nahm im Jahr 2010 elf neue Mitglieder auf, darunter mit dem Rheingauer Weingut Hans Lang einen VDP-Betrieb (Verband der Prädikatsweingüter). Einer der Gewinner des Preises Mundusvini, das Weingut Reichsrat von Buhl bei Deidesheim, schmückt sich erst seit kurzem mit einer Biozertifizierung. Die ausgezeichnete Rebsorte, der Riesling Forster Ungeheuer, mundete einst schon Reichskanzler Bismarck ganz vorzüglich. Als „ungeheuerlich“ soll er den Wein bezeichnet haben. „Der Wein ist opulent, würzig, und trotzdem elegant. Und in der Nase verführt er mit einem Duft aus Rosenwasser und Nelken“, lautet heutzutage die Lobeshymne der Geschäftsführer.
Bei einem guten Wein schmecken Kenner das „Terroir“, ein Zauberwort in der Weinwelt. Biowinzer sind überzeugt, dass nur dort, wo ein lebendiger Boden die Reben nährt, das Terroir in voller Blüte zur Geltung kommen kann. Also bei einem guten Biowein und nicht mit einem Wein, dessen Reben auf einem totgespritzten Boden gewachsen sind. Kunstdünger oder Herbizide und Insektizide sind daher für den Biowinzer tabu. Ein Märchen ist es übrigens, dass sich im Biowein keine Schwefelzusätze verbergen: Um ihn haltbar zu machen, setzt man auch dem Biowein etwas Schwefel zu. Schwefelfreien Wein gibt es außerdem überhaupt nicht, denn immer dann, wenn Most vergärt, bildet sich auch schweflige Säure. Der seit 2006 vorgeschriebene Zusatz „enthält Sulfite“ muss daher auch auf der Etikette eines Bioweines stehen. Ein besonderes Problem im ökologischen Weinbau sind Pilzkrankheiten, weil man auf Fungizide verzichtet, zumindest auf die chemisch-synthetischen Mittel. Dem Falschen Mehltau kann man zum Beispiel nur mit Kupferpräparaten zu Leibe rücken. Sie reichern sich allerdings im Boden an.
Kupfer ist bekanntlich auf die Dauer giftig, sowohl für Pflanzen als auch für den Boden. Doch bis heute hat man keine echte Alternative zu Kupferpräparaten gefunden. Neben dem Kupfer hilft es, das Laub und die Beeren auszudünnen. Stehen die Trauben nämlich zu dicht, werden die Beeren aneinander gequetscht, können platzen und daher leichter faulen.
„Ein großes Thema in der Szene ist zurzeit die Nachhaltigkeit im Weinbau“, sagt Biowein-Experte Römmelt. Nachhaltig bedeutet, ein ursprüngliches System, also zum Beispiel einen Weinberg, so zu nutzen, dass er in seinen wesentlichen Eigenschaften langfristig erhalten bleibt. Wobei schon der Klimawandel die Langfristigkeit in Frage stellt. „Er führt unter anderem dazu, dass viele Rebsorten nicht mehr optimal an ihren Standort angepasst sind. Die Stilistik der Weine ändert sich, weil der Alkoholgehalt steigt und die Säure sinkt“, erklärt Römmelt. Auch der Weintransport trägt mit CO2-Emissionen seinen Teil zum Klimawandel bei.
Dass aber manchmal die längeren Wege die besseren sind, zeigt eine Untersuchung des Berliner Öko-Instituts. So ist der CO2-Ausstoß eines Containerschiffs umgerechnet auf das schwere Transportgut Wein relativ gering. Im Gegensatz dazu schneidet der Lkw besonders schlecht ab. Wird also Fasswein von Kalifornien nach Deutschland geschifft, produziert das Schiff weniger Kohlendioxid, als wenn ein Brummi Fasswein von Spanien nach Deutschland fährt. Bei Flaschenweinen hat dagegen das Schiff die schlechtere Ökobilanz.