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Archiv-Artikel

Es ist Liebe

Heute startet die Bundesliga in die Rückrunde. Wir präsentieren schon mal die wichtigsten Protagonisten der Restsaison: u. a. Friedhelm Funkel (Frankfurt) und Michael A. Roth (Nürnberg)

Trainer der Saison

Es gab mal Zeiten, so furchtbar lange sind sie noch gar nicht her, da stand Friedhelm Funkel – nun, wie soll man sagen: am ehesten für nichts. Er war immer dabei im großen Fußballgeschäft und immer unauffällig. Wo Funkel war, wurde Fußball gespielt, bei dem man nichts verpasste, wenn man ihn verpasste; seine Interviews wirkten so verkniffen, dass sie lediglich die Frage aufwarfen, ob die tiefen Falten im Gesicht dieses Mannes Zeichen schwerer Magenkrankheiten waren. Funkel strahlte freudlosen Stress aus. In einer Fußballillustrierten stand mal über seine Arbeit, sie sei „Funkeln ohne Glanz“. Er selbst sprach am liebsten von Disziplin und Bescheidenheit. So war das. Jahrein, jahraus.

Dass er angeblich richtig lustig sein konnte, wenn er in seiner Heimatstadt Neuss beim Schützenfest lokales Brauchtum pflegte, war auch nichts, was einem Funkel auf einmal als leidenschaftlichen Hedonisten oder innovativen Schöngeist erscheinen ließ. Erst als Spieler, dann als Trainer war Funkel über Jahrzehnte fast pausenlos in der Nähe von Neuss zugange, ewig in Uerdingen, dann in Duisburg. Einer Weltreise bis nach Rostock folgte ein Trainerjob in Köln. Womöglich ist dort etwas entstanden in Funkel, was auf seiner nächsten Station zur Blüte gebracht worden ist: das Bekenntnis zum Spaß an der Freude. Eintracht Frankfurt ist mit Funkel 2005 in die Bundesliga aufgestiegen; dort hielt der Verein nicht nur die Klasse, sondern erreichte das Pokalfinale. Weshalb er in dieser Hinrunde im Uefa-Cup mitspielen durfte.

Und zwar gar nicht schlecht für eine Formation, die international ein Debütanten-Ball war. In der Liga lief es auch ordentlich. Mehr noch: Das Frankfurter Spiel hat Unterhaltungswert entwickelt, nicht immer, aber oft genug. Sogar Takahara schießt Tore. (HSV-Fans wissen, was das bedeutet.) Im Pokal hat der Verein gute Chancen, erneut das Finale zu erreichen. Das hat viel mit dem Trainer zu tun. Funkel lobt die Mannschaft gern über den grünen Klee; selbst wenn sie verliert. Im dritten Jahr sind Funkel und Eintracht Frankfurt nun zusammen – vieles deutet darauf hin: Es ist Liebe. KATRIN WEBER-KLÜVER

Präsident der Saison

Zweifel verbieten sich inzwischen von selbst, wenn über diesen Mann berichtet wird. Er ist klein. Aber das hat gar nichts zu heißen, schon gar nicht, dass ein kleiner Napoleon in ihm schlummert. Er sei herrschsüchtig und kurzsichtig, sagen viele seiner Kritiker. Aber auch das kann es nicht sein. Er sei einer, der nie und nimmer einen Verein erfolgreich führen könne, behaupten wiederum andere. Das alles ist, mit Verlaub, totaler Quatsch. Mit dieser Rückrunde wird Michael A. Roth allen beweisen, dass er mehr ist als ein Westentaschen-Napoleon des Fußballs aus den Weiten der fränkischen Prärie. Er ist ein Großer unter den Schlachtenlenkern des Fußballs. Der Teppichhändler und ehemals passionierte Trainerverweser, der früher für jeden Coach den fliegenden Flokati gleich mitbestellte, hat sich in einer Art visionärem Akt den mächtigen Hans Meyer ins Haus geholt, der ist viel zu schwer, als dass ihn die handelsüblichen Modelle Roths aus dem Frankenland heraustragen könnten.

Der Meyer hat Sitzfleisch. Der bleibt, und weil es gar nicht schlecht läuft, ist Roth, der Mäzen und Administrator in Personalunion, nun nicht mehr Nürnbergs Plage, nein, er ist der Wohltäter, eine Art Guggenheim des Frankenfußballs. Generös bis in die Haarspitzen. Was für ein Unterschied zu den lamentierenden Heinis der Liga: Während diese und jene von Synergieeffekten faseln und sich über die Zahlungen vom Fernsehen aufregen, packt Roth an – und nutzt die Synergien der eigenen Person. Kann ja eh keiner besser als er. Natürlich kann man jetzt und hier mutmaßen, warum das vorher nicht geklappt hat. Vielleicht hatte sich Roth einfach nur die falschen Leute ausgeschaut. Sicher konnte die Sache mit Augenthaler nicht gut gehen. Sturkopf, Querkopf, das wusste man ja, aber Roth sieht eben immer das Gute im Menschen, und wenn es nicht mehr gut genug ist, dann mussten die Leute eben gehen respektive sich ausfliegen lassen.

Jetzt hat er seinen Trainer gefunden. Der Über-Alles-Bescheidwisser diskutiert immer auf Augenhöhe mit Roth, sofern der eine Fußbank dabei hat. STEFAN OSTERHAUS

Spieler der Saison

Didier Drogba, Cristiano Ronaldo, Francesco Totti, Ruud van Nistelrooy, Thierry Henry, Edwin van der Sar, Andrea Pirlo, Lionel Messi, Frederic Kanouté, Ronaldinho, Robert Huth, Jefferson Farfán, Deco, Juninho, Florent Malouda, Jens Lehmann, Rio Ferdinand, Fabio Cannavaro, Djibril Cissé, Louis Saha, Wesley Sneijder, Carlos Puyol, Cesc Fabregas, Patrick Vieira, Michael Essien, Alexander Hleb, Franck Ribéry, John Terry, Pauleta, Grégory Coupet, Luca Toni, Zlatan Ibrahimovic, Gianluca Zambrotta, David Villa, Fernando Torres, Steven Gerrard, Dimitar Berbatov, Ricardo Carvalho, Claude Makelele, Clarence Seedorf, Emerson, Julio Baptista, Juan Riquelme, Arjen Robben, Javier Saviola, Ashley Cole, Gary Neville, Marco Materazzi, Filippo Inzaghi, José Manuel Reina, Raúl, Shota Arveladse, Hedwiges Maduro, John Carew, Cris, Klaas Jan Hunterlaar, Khalid Boulahrouz, Paul Scholes, Jermain Defoe, Aruna Dindane, El Hadji Diouf, Wayne Rooney, Vicente, Xabi Alonso, Hernan Crespo, Robinho, Iker Casillas, Gabriel Heinze, Ledley King, Adrian Mutu, Alberto Gilardino, Xavi, Andres Iniesta, Mateja Kezman, Carlos Tevez, Maniche, Maxi Rodriguez, Diego Forlan, Theo Walcott, Peter Crouch, Fredrik Ljungberg, Vincenzo Iaquinta, Lilian Thuram, Costinha, Sidney Gouvou, Roberto Carlos, Jose Antonio Reyes, Oleguer, Damien Duff, Emre, Ludovic Giuly, Victor Valdes, Fabio Grosso, Eidur Gudjohnsen, Tomas Rosicky, Jan Koller, Samuel Eto‘o, Roberto Ayala, Esteban Cambiasso, Ivan Cordoba, Vikash Dhorasoo, Fernando Morientes, Luís Fabiano, Cicinho, Edgar Davids, Robbie Keane, Alan Smith, Andres D’Alessandro, Sol Campbell, Stuart Downing, Nicolas Anelka, Fabio Rochemback, Cristian Zaccardo, Jan Kromkamp, Javier Zanetti, Gennaro Gattuso, Fred, Fabien Barthez, Kolo Touré, Giovanni van Bronckhorst, Santiago Solari, Jamie Carragher, Ole Gunnar Solskjaer, Pascal Feindouno, Florent Sinama-Pongolle, Robert Pires, Kieran Richardson, Francesco Toldo, Gilberto Silva, Alessandro Nesta, Milan Baros, Henrik Larsson, Dejan Stankovic, Joaquin, Dirk Kuyt, Emanuel Adebayor. MV, DED, PS