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Bloß "Auskoffern" ist viel zu wenig

■ Bebauungsplan "Bramfeld 58" ab Oktober ausgelegt / CDU fürchtet Gesundheitsgefahren und fordert Total-Sanierung

Lieber frühzeitig warnen als tatenlos abwarten, sagt sich die Wandsbeker CDU und schlägt Alarm: „Die Fläche Im Soll darf nicht mit Wohnungen bebaut werden, solange sie nicht total saniert ist“, kritisiert Fraktions-Chef Gerhard Fuchs die Entscheidung des Stadtplanungsausschusses. Dieser hat gegen die Stimmen der Christdemokraten beschlossen, den Bebauungsplan-Entwurf „Bramfeld 58“ ab Oktober öffentlich auszulegen und damit der geplanten Wohnbebauung zugestimmt.

Auf den „als Altlastenfläche bekannten“ 40 Hektar sollen 250 Wohnungen in ein- bis dreigeschossiger Bauweise entstehen, die überwiegend öffentlich gefördert werden. Untersuchungen der Umweltbehörde brachten bereits im Mai hohe Schwermetall- und Methangas-Konzentrationen im Boden zutage (taz berichtete). Die Ursache der Verseuchung liegt vermutlich in den Ausschachtungen einer ehemaligen Kalksandsteinfabrik, die in den 60er Jahren mit Deponie-Abfällen aufgefüllt wurden.

Daraufhin einigte man sich, nur die Fläche „Im Soll“ zu bebauen und auf das Gebiet „Reembusch“ zu verzichten: Hier wurden bei einer von zwei Messungen explosive Methangaskonzentrationen von mehr als fünf Volumenprozent festgestellt. Statt dessen soll das Areal nun als „Grünanlage“ ausgewiesen werden. „Das ändert nichts an dem Befund“, sagt Fuchs und fordert, die Fläche „auf gar keinen Fall zur öffentlichen Nutzung freizugeben, solange die Gesundheitsgefahr nicht ausgeschlossen ist“. Der Bezirk sieht dazu keine Veranlassung: Die Fläche eigne sich zwar nicht „zum ständigen Aufenthaltsort von Menschen“, räumt man in der Stadtplanungsabteilung ein, doch Zäune, Schilder oder andere Hinweise für Benutzer seien überflüssig. Auch der Bramfelder Ortsamtsleiter Manfred Noster hält solche Sicherheitsvorkehrungen für unnötig, „wenn da ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden herlaufen“. „Was ist aber, wenn Kinder in der Erde buddeln oder Erwachsene beim Sonnen direkt mit dem Boden in Kontakt kommen?“ fragt Gerhard Fuchs.

Bedenken hegt der CDU-Politiker auch gegen die Bebauung „Im Soll“: Die strengen Auflagen wie gasdichte Keller und das Auskoffern der oberen Bodenschichten („die Kontaminationsfahnen haben das Grundwasser bereits erreicht“, heißt es in der Erklärung zum B-Plan) reichten nicht aus: „Hier muß bis zu sieben Metern Tiefe abgetragen werden.“ Denn, so die B-Plan-Erklärung, „die Bodenbelastung (ist) durch die Heterogenität der Deponie räumlich schwer zu erfassen und abzugrenzen“.

Die Wandsbeker GAL nimmt die Gefahren durchaus ernst, sieht aber keine Alternative zum Bebauungsplan: „Wenn der nicht zustande kommt, wird hier überhaupt nichts saniert“, fürchtet der Vorsitzende Wolf-Dieter Rösler. Und: „Ohne die geplante Wohnbebauung hätten die Asylbewerber wahrscheinlich noch in 20 Jahren wie bisher auf dem Gelände gewohnt, ohne daß es zu irgendeiner Messung gekommen wäre.“ Heike Haarhoff

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