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Frieden in Nordirland ist nicht ausgeschlossen

■ Die IRA im Interview: Weiter für die nationalen Rechte, „solange es nötig ist“

Dublin (taz) – Die IRA hat den Friedensprozeß in Nordirland offenbar noch nicht abgeschrieben. In einem Interview mit der Wochenzeitung An Phoblacht (Die Republik), die von der IRA-nahen Sinn-Féin-Partei herausgegeben wird, sagte ein Sprecher der IRA: „Der Friedensprozeß ist bisher durch britische und unionistische Unnachgiebigkeit hintertrieben worden, aber die Suche nach einem gerechten und dauerhaften Frieden muß weitergehen.“ Auf die Frage, ob er dabei optimistisch sei, antwortete der IRA-Mann: „Das ist keine Frage des Optimismus oder Pessimismus. Alle politischen Repräsentanten des irischen Volkes gehören an den Verhandlungstisch.“

Er beschuldigte den britischen Premierminister John Major, daß er das Ende des Waffenstillstandes durch seine Verzögerungstaktik herbeigeführt habe. Major sei mit der Chance, die sich ihm durch die irische Friedensinitiative geboten habe, zynisch umgegangen. Der IRA-Sprecher wollte deshalb nicht ausschließen, daß dem Londoner Bombenanschlag vom vergangenen Freitag, bei dem zwei Menschen starben, weitere folgen werden: „So lange es nötig ist, wird sich die IRA weiterhin für die irischen nationalen Rechte einsetzen, die von Großbritannien verweigert werden.“ Ob die Bombe, die die britische Polizei am Donnerstag im Zentrum von London entschärfte, von der IRA gelegt worden war, blieb bis gestern abend unklar. Zuvor waren mehrere verschlüsselte Bombendrohungen eingegangen.

Der Sprecher betonte außerdem, daß es keinen Interessenkonflikt zwischen der IRA und Sinn Féin, ihrem politischen Flügel, gebe. „Sinn Féin ist nicht die IRA. Wenn Parteien oder Personen uns ihre Meinung oder ihren Ratschlag unterbreiten, hören wir uns das genau an, aber am Ende treffen wir unsere eigenen Entscheidungen“, sagte er. Ralf Sotscheck

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