: Liberia-Flüchtlinge im Meer gestrandet
■ Elfenbeinküste verweigert Einlaß
Abidjan (rtr/AP/IPS) – Zwischen 4.000 und 6.000 Liberianer, die vor den Kämpfen in ihrer Heimat an Bord eines Frachters außer Landes geflohen sind, sitzen jetzt in einem Hafen in der benachbarten Elfenbeinküste fest. Das nigerianische Schiff „Bulk Challenger“ war am vergangenen Wochenende hoffnungslos überladen aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia ausgelaufen. Tausende Menschen hatten im Hafen von Monrovia je 75 Dollar für die mehrtägige Fahrt nach Ghana bezahlt und mußten all ihre Habseligkeiten zurücklassen. In Monrovia war die Zahl der Schiffspassagiere allerdings nur mit 2.500 bezeichnet worden.
Wegen offensichtlicher Überfüllung drohte das Schiff unterwegs zu sinken und steuerte daher San Pedro im Westen der Elfenbeinküste an, die erste Hafenstadt östlich Liberias. Die dortigen Behörden haben aber lediglich 150 Frauen, Alten und Kindern erlaubt, an Land zu gehen. Sie wurden in ein leeres Lagerhaus gebracht. Die mehreren tausend Männer an Bord dürfen das Schiff nicht verlassen, da die Behörden der Elfenbeinküste fürchten, daß sich darunter bewaffnete Milizionäre befinden. Die Behörden wollen, daß die „Bulk Challenger“ wieder in See sticht, aber das ist nicht möglich, da das Schiff bereits mehrere Meter Wasser genommen hat. Ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sagte, an Bord des Schiffes gebe es nichts zu trinken und nichts zu essen.
Die Elfenbeinküste gilt als eines der ersten Anlaufländer für Flüchtlinge und Schmuggler aus Liberia. Im Grenzgebiet zwischen beiden Ländern leben etwa 80.000 Liberianer, die ihren Lebensunterhalt mit Gold- und Diamantenschmuggel und Devisengeschäften verdienen. Seit Ausbruch der neuen Kämpfe in Liberia Anfang April wurden außerdem schätzungsweise 700 Fahrzeuge von Hilfsorganisationen in Monrovia gestohlen und größtenteils in die vergleichsweise reiche Elfenbeinküste geschmuggelt und dort verkauft. Grenzposten bestätigen, daß sie den Befehl hätten, Angehörige der liberianischen NPFL- Miliz von Charles Taylor ungehindert passieren zu lassen. Die Elfenbeinküste gilt als Verbündeter der NPFL, der stärksten bewaffneten Gruppierung in Liberia. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen