: Weniger Rinder töten
■ Britisches Kabinett entfacht neue Verärgerung über seine BSE-Politik
Frankfurt/Main (AP) – Deutsche Agrarpolitiker sind mächtig verärgert über die britische Regierung. Premierminister Major hatte am Dienstag durchblicken lassen, daß seine Regierung weniger Rinder schlachten lassen will, als mit der EU vereinbart. Grund: Eine Studie der Universität Oxford hatte ausgerechnet, daß der Rinderwahn bis zum Jahr 2001 von allein aussterben werde. Gestern beriet das britische Kabinett darüber, will jedoch seine Entscheidung erst bekanntgeben, nachdem es mit den EU-Agrarministern darüber geredet hat. Eine genaue Zahl war mit der EU nicht vereinbart worden; bisher war geplant, 147.000 Rinder aus sogenannten Risikoherden zu schlachten.
Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke sagte am Donnerstag im NDR, die Untersuchung, wonach die Rinderseuche BSE in fünf Jahren ausgerottet sei, sei unhaltbar. Die Forscher der Universität Oxford hätten nichts weiter gemacht, als die rückläufigen BSE-Fälle auf fünf Jahre weitergerechnet. Wenn der Rückgang weiter anhalte, habe man geschlossen, gebe es BSE dann nicht mehr. Diese Rechnung sei nicht neu, und auch von wissenschaftlicher Seite als nicht haltbar bezeichnet worden. Ein Landwirtschaftsvertreter im Bundestag bat unterdessen die Verbraucher, wieder Rindfleisch zu essen, weil sonst nicht BSE, sondern die Bauern ausgerottet würden.
In der Schweiz wurde ein weiterer Fall von Rinderwahnsinn registriert. Wie die Behörden im Kanton St. Gallen mitteilten, handelt es sich dabei um einen sogenannten „Bab“-Fall. „Bab“ heißt „born after ban“ und bedeutet, daß das Tier an BSE erkrankte, obwohl es nach dem von den Behörden erlassenen Verbot zur Verfütterung von Fleischmehl an Wiederkäuer geboren wurde.
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