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UNHCR entdeckt Frieden in Burundi

■ Ogata lobt die Militärregierung – die Armee greift zu Zwangsrekrutierungen

Bujumbura/Berlin (AFP/IPS/ taz) – Kaum hat UN-Flüchtlingshochkommissarin Sadako Ogata sich in Zaire vom Elend der ruandischen Hutu-Flüchtlinge beeindrucken lassen, leistet sie sich in Burundi einen Anflug von Blindheit. Während ihres Besuches in dem Bürgerkriegsland, wo die Kämpfe zwischen der Tutsi-dominierten Armee und Hutu-Rebellen in drei Jahren über 150.000 Tote gefordert haben, sagte sie gegenüber Journalisten: „Ich habe den Eindruck, daß die Sicherheit im großen Teil des Landes sich verbessert hat.“ Das habe ihr Präsident Pierre Buyoya versichert.

Die ständig in Burundi stationierten UN-Menschenrechtsbeobachter sehen das ganz anders. Im Januar berichtete die Beobachtertruppe von über 1.000 Toten bei nachgewiesenen Auseinandersetzungen in den vergangenen zwei Monaten, die Mehrheit davon Frauen und Kinder, Opfer von Übergriffen der Armee. Zunehmend würden auch Häuser von Ausländern und Lager von Kriegsflüchtlingen angegriffen. Der ehemalige tansanische Präsident Julius Nyerere, der eine internationale Vermittlung in Burundi zu organisieren versucht, erklärte letzte Woche, die Lage sei jetzt schlimmer als zum Zeitpunkt von Pierre Buyoyas Militärputsch im Juli 1996. Am Dienstag kam zudem der Generalsekretär der wichtigsten Hutu-Partei „Frodebu“, Augustin Nzojibwani, ins Gefängnis. Er hatte kritisiert, daß die Armee Hunderttausende von Hutu-Bauern in Wehrdörfern versammelt hat, und von „Konzentrationslagern“ gesprochen. Seine Verhaftung erfolgte wenige Stunden nach Ogatas Pressekonferenz, auf der sie von einer verbesserten Sicherheitslage sprach.

Während Ogata in Burundis Hauptstadt Bujumbura weilte, waren außerdem größere neue Rekrutierungen zur Armee im Gange. Nachdem die Regierung zu Jahresanfang die Einrichtung eines „Zivildienstes“ für Studenten verkündete – gemeint war die Wehrpflicht –, brachen Anfang vergangener Woche 2.250 Studenten aus der Universität Bujumbura in vier verschiedene Armeelager auf. Die Studenten in Burundi sind fast ausschließlich Tutsi. Anfang dieser Woche waren die Studentinnen an der Reihe – eine in Afrika höchst seltene Maßnahme. Mit geschorenen Köpfen – wer noch Haare hatte, wurde zum Friseur geschickt – rückten am Montag 1.500 junge Frauen in die vom Militär requirierte Pädagogische Hochschule von Bujumbura ein.

Männer wie Frauen sollen nun drei Monate Grundausbildung erhalten, um, wie es amtlich heißt, „eine Chance zur Landesverteidigung“ zu bekommen. Die Männer gehen nach der Grundausbildung neun Monate lang an die Front, die Frauen werden Polizistinnen mit paramilitärischer Funktion. Der Leiter der Pädagogischen Hochschule, Kommandeur Leonidas Ngedakuriyo, sagte, zusätzlich zur militärischen Ausbildung würden die jungen Leute Unterricht in „nationaler Einheit“ bekommen.

Regierungsgegner reagierten auf die Einberufungen mit Kritik. Die Hutu-Partei „Frodebu“ sieht darin einen Versuch Buyoyas, das Militär angesichts der Eskalation des Krieges zu verstärken. Radikale Tutsi-Gruppen, die jeden Kompromiß mit der Hutu-Bevölkerungsmehrheit ablehnen, fürchten dagegen eine Zerschlagung ihrer Hochburgen an der nunmehr geschlossenen Universität. D.J.

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