: Verhandlungen über Tacheles gescheitert
■ Betreiber gegen Fundus-Vertrag. Nun droht Räumung
Die Zusammenarbeit zwischen der Investorengruppe Fundus und den Betreibern des Kunsthauses Tacheles ist endgültig gescheitert. Nachdem Fundus bereits in der vergangenen Woche erklärt hatte, mit den Betreibern gebe es „keine Vertrauensbasis mehr“, brach jetzt auch das Tacheles die Brücke ab. Die Mitgliederversammlung des Hauses votierte am Mittwoch abend einstimmig gegen eine Unterzeichnung des von Fundus vorgelegten Vertrages zur Sicherung des Kulturhauses. Andernfalls sei die Fortführung der „Idee Tacheles“ als basisdemokratische und offene Werkstatt nicht gewährleisten, erklärte Hans-Peter Schwintowski, Professor an der Humboldt-Universität und Rechtsberater des Tacheles. Auch sei unakzeptabel, daß sich Fundus das Recht vorbehalte, jede Raumvergabe auf die „künstlerische Förderwürdigkeit der Untermieter“ zu prüfen.
Das Tacheles fordert nun von der Oberfinanzdirektion (OFD), die das Grundstück noch verwaltet, nur die umliegenden Freiflächen an Fundus zu verkaufen. Die Kunstruine habe wegen Denkmalschutzauflagen und eines Instandhaltungsstaus einen „negativen Verkehrswert“. Somit könnten die übrigen Grundstücke ohne das Tacheles teurer verkauft werden, argumentieren die Tacheles-Betreiber. Der Ertrag und das Tacheles selbst sollten dann in eine Stiftung einfließen, in der sich Tacheles- Nutzer und Fundus sowie Kulturverwaltung gleichgewichtig gegebenüber stünden. Diese soll dann, so Schwintowski, den Bestand der Tacheles-Struktur kontrollieren, nicht aber den künstlerischen Output bewerten.
OFD-Sprecher Jochen Kallabis lehnt den Vorschlag rundweg ab. Statt dessen werde nun mit den zuständigen Senatsstellen überlegt, die seit November ruhende Räumung doch durchzusetzen.
Fundus-Sprecherin Toni Sachs Pfeiffer bedauerte gestern die Absage. Das Fundus-Modell habe ein „aktives Stiftungs-Kuratorium“ vorgesehen, das über Spendenakquisition den Bestand des Hauses hätte sichern sollen. Die kulturelle Autonomie hätte durch einen Nutzerbeirat gewährleistet werden sollen. Fundus hatte daher eine offene Ideenwerkstatt mit anschließender internationaler Ausschreibung angekündigt, um das Tacheles langfristig zu erhalten. Sachs Pfeiffer hoffte nun, daß zumindest Teile der Tacheles-Nutzer sich an der Ideenwerkstatt beteiligen werden.
Laut Peter Langbauer wird sich das Tacheles allerdings nicht an der Ausschreibung beteiligen. Lieber würden sie sich räumen lassen, als die kulturelle Autonomie aufzugeben. Er werde alles dafür tun, daß ein Kulturhaus ohne die derzeitigen Nutzer nicht mehr Tacheles heißen dürfe.
Axel Wallrabenstein, Sprecher der Kulturverwaltung, kündigte an, daß es ohne Vertrag keine weitere Förderung für das Tacheles geben werde. Er sieht keinen Widerspruch zwischen dem Fundus- Angebot und den Vorstellungen der Nutzer. Er habe daher den Eindruck, daß die Tacheles-Betreiber überhaupt nicht an einem Vertrag interessiert seien, sondern lieber als Besetzer weiterarbeiten wollen. Das weist Langbauer zurück. Der Besetzerstatus sei in den vergangenen Jahren ein „ewiges Hemmnis“ gewesen, das viele Projekte verhindert habe. Gereon Asmuth
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