piwik no script img

Kein Luststeingarten

■ Unterm Nazi-Pflaster liegt das Grün

Für eine Umgestaltung des Berliner Lustgartens nach ursprünglichen Vorbildern hat sich die Gesellschaft Historisches Berlin ausgesprochen. Dabei sollte auf die Entwürfe von Schinkel und Strack aus dem 19. Jahrhundert zurückgegriffen werden, sagte die Vorsitzende des Vereins, Annette Ahme, gestern. Das 1935 von den Nazis aufgelegte Steinpflaster sollte vollständig verschwinden. Nach dem Willen von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) wird der Platz dagegen nach der originalgetreuen Restaurierung des Steinbelags vor dem Alten Museum mit zahlreichen Pflanzenkübeln begrünt.

Nach Angaben von Stadtentwicklungssenatssprecher Joachim Günther wurde der 1935 von den Nazis zum Aufmarschplatz zugepflasterte Lustgarten in der DDR unter Denkmalschutz gestellt. Der Belag ist auch heute noch geschützt. Nach mehreren Anläufen wurde zuletzt ein Entwurf gekürt, bei dem das teure Pflaster mit Pflanzkübeln begrünt werden soll. Außerdem sollen Ecken und Bänke zum Verweilen einladen. Die Realisierung des Entwurfs kostet nach Günthers Angaben rund 8,5 Millionen Mark. Davon übernimmt die Allianz-Stiftung 3,5 Millionen Mark.

Ahme lehnt den Plan als halbherzig ab. „Was ist das für ein Denken: Einerseits wird das Nazi- Denkmal wiederhergestellt. Andererseits gibt der Senat den Wünschen der Bürger nach Grünflächen nach.“ Hier werde ein Pflaster zum Denkmal erhoben, der Anblick aber zugleich mit den Kübeln verwischt. Denkmalpflege als Festhalten an dem jeweils Vorgefundenen könne nicht überzeugen.

Eine Gestaltung des Lustgartens mit dem Wegeplan von Strack und Schinkels Wasserfontäne im Zentrum sei schöner, wegen der Bodenbepflanzung ökologischer und nicht zuletzt mit rund sechs Millionen Mark auch preisgünstiger als Strieders Plan. Ahme rief für den 11. Mai (11 Uhr) zu einer Demonstration im Lustgarten auf. Matthias Benirschke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen