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Märtyrer gesucht

■ Neonazis wollen gen Wittenberg zur Gedenkfeier für zwei tote Kameraden

Die Wittenberger „Kameradschaft Elbe-Ost“ will am Samstag in der Lutherstadt eine Veranstaltung zum Gedenken an die beiden in Berlin von Gesinnungsgenossen ermordeten Neonazis durchführen. Chris Danneil, Führer der Kameradschaft, und Olaf Schmidtke waren in der Nacht zum 17. April nach einer Party im Berliner Bezirk Treptow von den Berliner Neonazis Detlef Nolde und Lutz Schillock ermordet worden.

Eine Anmeldung für einen geplanten Aufmarsch liegt bisher nicht vor. Allerdings erklärte der Chef des Verfassungsschutzes (VS) von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Heidelberg, daß die „Kameradschaft Elbe-Ost“ der Polizei eine Feier auf dem Friedhof und danach in einem Lokal angekündigt habe. Sie bat, vor möglichen Störungen geschützt zu werden. Gerechnet wird mit etwa 100 Teilnehmern aus Berlin und mit weiteren 100 Rechtsextremisten aus Sachsen-Anhalt. Ein Dessauer Polizeisprecher ließ durchblicken, daß die Polizei bei Durchführung eines nicht angemeldeten Trauermarsches „angemessen reagieren“ werde.

VS-Chef Heidelberg erklärte, daß das morgige Treffen offenbar der Versöhnung diene. Die Internet-Homepage des Berliner Neonazivereins „Die Nationalen“ verkündet: „Es gibt für die Täter kein zurück in unsere Bewegung.“ Darüber hinaus wird behauptet, die Berliner seien betroffen über die Tat und „werden in Kürze mit den Wittenbergern zusammenkommen“.

Mindestens ebenso betroffen dürfte der Führer der „Nationalen“, Frank Schwerdt, über den Zwist zwischen seinen Gesinnungsgenossen sein. Der Verein ist nicht nur Schaltstelle der Berliner Kameradschaften, sondern leistet auch Aufbauarbeit für die Kameradschaften in den neuen Ländern, wie beispielsweise in Wittenberg.

Nolde, der einstige Führer der „Kameradschaft Treptow“, und Schillock sitzen weiter in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen dauern an. Über die Tatmotive ist der Polizei offiziell noch nichts bekannt. Dieter Neudorf

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