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„Keine bessere Lage am Arbeitsmarkt abzusehen“

■ Eugen Spitznagel, Volkswirt am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), über die Fallstricke von Prognosen für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Sicher ist gar nichts

taz: Wie sicher sind in den Augen des Arbeitsmarktforschers Prognosen über künftige Arbeitslosenzahlen?

Eugen Spitznagel: Sicher ist bekanntlich nichts. Wir tasten uns mit unseren Analysen und Prognosen an die voraussichtliche Entwicklung heran und erstellen Arbeitsmarktbilanzen, die ein Jahr vorausschauen.

Für diese Vorausschau müssen Arbeitskräftenachfrage und -angebot getrennt geschätzt werden?

Genau. Die Arbeitskräftenachfrage wird dabei nach ökonomischen Variablen ermittelt. Beim Angebot geht es um Variable, die sich aus der Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsstruktur und etwa aus den Erwerbsbeteiligungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen herleiten.

Wie wird sich das Arbeitskräfteangebot 1998 entwickeln?

Bei der Bestimmung des Angebots hat man in punkto Bevölkerungsentwicklung einigermaßen gesicherten Boden unter den Füßen. Unwägbarkeiten entstehen jedoch durch Wanderungen, durch Pendlerbeziehungen zum Ausland oder etwa zwischen Ost- und Westdeutschland.

Unter Berücksichtigung all dessen sind wir der Meinung, daß das Arbeitskräfteangebot in diesem Jahr abnimmt. Das ist zumindest im Westen ein einmaliger Vorgang. Unterm Strich wird 1998 das Angebot eher leicht entlastend auf den Arbeitsmarkt wirken. Ohne mehr Beschäftigung ist keine Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt zu erwarten.

Die große Unbekannte, die von aktuellen wirtschaftlichen Trends abhängt, ist immer die Nachfrage nach Arbeitskräften?

So ist es. Da geht es um die Höhe des Wirtschaftswachstums, um Arbeitszeitregelungen, um Veränderungen der Arbeitsproduktivität und auch um die Kostenentwicklung, die Lohnkosten etwa. Aber es kommen auch Stimmungsfaktoren ins Spiel. Die Einstellungsschwelle sinkt bekanntlich bei gutem wirtschaftlichen Klima. Interview: Jürgen Voges

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