: Spezialisierung kommt auch bei Berufen voran
■ Im Sommer werden 30 neue und neu geregelte Ausbildungsberufe eingeführt
Berlin (taz) – Das Berliner Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) hat zu tun. Allein im Jahr 1998 werden zum 1. August 19 Berufsausbildungen neu geregelt und elf völlig neue Ausbildungen eingeführt. Letztere vor allem im Medien- und Kommunikationsbereich, aber auch in der Gastronomie oder im Handel. So gibt es bei McDonald's und im Gastgewerbe überhaupt künftig den „Fachmann für Systemgastronomie“. Nach drei Jahren sollen die Systemgastronomen Produkte verkaufen können, Arbeitsabläufe und Personaleinsatz steuern, Kosten kontrollieren und Marketingmaßnahmen durchführen.
Mit der kurzen Einarbeitungszeit auf Flughäfen und bei Abfertigungs- und Luftverkehrsgesellschaften ist es ebenfalls vorbei. Jetzt sollen Servicekaufleute im Luftverkehr ausgebildet werden, die nicht nur wissen, was im eigenen Unternehmen passiert, sondern auch Kunden und Fluggäste am Boden und in der Luft umfassend betreuen können.
Die Automobilbranche spielt im Wirtschaftsleben eine wichtige Rolle – deshalb wurde der neue Beruf des Automobilkaufmanns geschaffen. Nach drei Jahren Lehre sollen die Automobilkaufleute in den Bereichen Disposition, Beschaffung, Vertrieb, Verkauf und Kundendienst arbeiten. Auch über Finanzierungen, Leasing, Versicherungen und Garantien wissen sie dann Bescheid.
Für die Arbeit auf Messen, Kongressen und Ausstellungen können Unternehmen auf die Fachkraft für Veranstaltungstechnik zurückgreifen. Diese soll nach drei Jahren in der Lage sein, Veranstaltungen zu konzipieren und zu kalkulieren, zu planen und zu organisieren.
Der erste Ausbildungsberuf für die Chip-Industrie wird der Mikrotechnologe. Nach der Ausbildung in den Schwerpunkten Halbleitertechnik oder Mikrosystemtechnik arbeiten Mikrotechnologen in den Forschungs- und Entwicklungslabors von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Zur Instandhaltung und Montage der Maschinen, Anlagen und Systeme im Anlagen- und Maschinenbau wird künftig in dreieinhalb Jahren der Mechatroniker qualifiziert, der elektrische, mechanische, pneumatische und hydraulische Komponenten zusammenbauen und warten können soll.
Gleich mehrere neue Ausbildungsberufe werden im Medienbereich ab August 1998 angeboten. Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste sollen nach ebenfalls drei Jahren Ausbildung in privaten und öffentlichen Archiven und Bibliotheken arbeiten. Dann können sie mit allen Informations- und Kommunikationssystemen umgehen, kennen sich in internationalen Datennetzen aus und bauen neue Datenbanken auf. In Fotolabors wird es nicht mehr nur Fotolaboranten geben, sondern auch Fotomedienlaboranten. Insbesondere die Entwicklung im Bereich der professionellen Fotografie erfordert neue Kenntnisse beim Umgang mit Bildmaterial und technischen Einrichtungen. In Medienunternehmen aus Fernsehen, Hörfunk, Film und Video wird der Kaufmann für audiovisuelle Medien ausgebildet, der nach drei Jahren alle kaufmännischen Tätigkeiten in den Gebieten Organisation, Marketing und Vertrieb sowie in der betrieblichen Steuerung und Kontrolle übernehmen kann. Voll im Trend der neuen Technik liegt die Ausbildung zum Mediengestalter für Digital- und Printmedien. Auszubildende können sich auf die Fachrichtungen Medienberatung, Mediendesign, Medienoperating oder Medientechnik spezialisieren – je nachdem, ob sie sich eher für kaufmännische, gestalterische oder technische Details bei digitalen Medien interessieren.
Eine Garantie für eine ausreichende Zahl von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen gibt es natürlich auch bei den neuen Ausbildungsberufen nicht. Horst Peter Wickel
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