■ Kommentar: Der Spuk einer Untoten
Die erste Reaktion ist Aufatmen: Der Spuk ist vorbei. Zu den überdimensionierten und unsinnigen Verkehrsprojekten in der Hauptstadt kommt nicht auch noch eine überteuerte Pré-Metro hinzu. Die Manager von debis, die die Verwaltung dazu gedrängt haben, die Tunneltram aus der wohlverdienten Versenkung zu holen, werden sich wie andere Sterbliche auch ein paar Meter zur U-Bahn begeben müssen – wenn sie nicht ohnehin mit dem Auto über die von ihnen geforderte Westtangente ins Büro rauschen. Die zweite Reaktion ist heimliche Schadenfreude: Hat sich doch Verkehrssenator Jürgen Klemann von seinem Gegenspieler, Umweltsenator Peter Strieder, vor einem kapitalen Fehler bewahren lassen müssen: Hätte Strieder Klemanns Vorlagen nicht im Senat blockiert, hätte der sich noch mehr blamiert, als er es durch sein Eintreten für die Pré-Metro ohnehin getan hat. Daß die Vernunft zu Worte kommt, ist ein nicht zu leugnender Fortschritt in der Verkehrspolitik: Man wünscht sich solche Gutachten auch bei anderen Projekten, wie etwa der U-Bahn-Linie 5.
Bei näherer Betrachtung dagegen ist der Tanz um diese Untote der Stadtplanung nur ärgerlich. Über Monate hat diese nun gutachterlich festgestellte dumme Idee die verkehrspolitische Debatte der Stadt bestimmt. Und nun benutzt die Verkehrsverwaltung das Gutachten, um der oberirdischen Variante der Tram eine Absage zu erteilen, weil sie ein paar wenige Autos aus der Innenstadt verdrängt. Das zeigt: Die Pré-Metro ist tot, aber ihr Geist spukt weiter durch die Stadt. Bernhard Pötter
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