: Mit Silikon gegen radioaktives Wasser
■ Arbeitsgruppe kassierte jährlich vier Millionen für Sicherheitsberichte über Atomtransporte
Berlin (taz) – Untersuchungen über Fahrten mit abgebrannten Brennelementen gibt es schon seit Jahren, und die EU läßt sich das etwas kosten: Seit 1982 tagt eine Ständige Arbeitsgruppe aus 25 Experten europäischer Atombehörden regelmäßig zum Thema „Sicherheit von Atomtransporten“. Und allein für die Anfertigung von Sicherheitsstudien hat das EU-geführte Gremium in der Vergangenheit pro Jahr vier Millionen Mark kassiert.
Zum erst sechzehn Jahre später verordneten Stopp sämtlicher Atomtransporte in Deutschland und Frankreich wegen hoher radioaktiver Grenzwertüberschreitungen hat diese Ständige Arbeitsgruppe allerdings nichts beigetragen. Und das, obwohl ihre deutschen Vertreter vom Bundesministerium für Umwelt und vom Bundesamt für Strahlenschutz, Ulrich Alter und Wilhelm Collin, über kontaminierte Atombehälter Bescheid wußten – denn die wurden bereits im IAEO-Bericht Nr. 37 kritisiert.
Pikanterweise hat die Ständige Arbeitsgruppe in ihrem jüngsten Bericht selbst auf die Rechtswidrigkeit kontaminierter Transporte hingewiesen: „Grundnormen und Methoden für die Festlegung der Freigrenzen wurden von der Europäischen Kommission veröffentlicht (1993, d. Red.) und für die Grundnormen für Sicherheit der Internationalen Atomenergieorganisation und Euratom 96/29 bestätigt. In diesem Dokument sind für alle Vorgänge Grenzwerte für die spezifische Aktivität eines Radionuklids und die Aktivitätskonzentration festgelegt, bei deren Unterschreitung keine Meldepflicht besteht.“
Fazit: Jede Grenzwertüberschreitung wäre meldepflichtig gewesen, weil diese Sicherheitsanforderungen der IEAO von 1996 laut Report der Arbeitsgruppe bereits eingehalten werden.
Angesichts der Tatsache, daß die Atommüll-Transportfirmen jahrzehntelang keine Lösung für das Kontaminationsproblem finden konnten, wirkt der gestern geäußerte Versuch des Geschäftsführers der Brennelementelager Gorleben (BLG), Hans-Otto Willax, besonders hilflos. Der BLG- Chef will die Schraubvertiefungen der Behälter mit Silikon abdichten, um so radioaktive Flecken zu vermeiden. Die Vertiefungen gelten als undichte Stellen. Bei jedem vierten Transport tropft radioaktives Wasser durch diese Löcher auf die Transportwaggons. Offensichtlich ist den Vertretern der Ständigen Arbeitsgruppe bekannt, daß noch viele Probleme beim Transport ungelöst sind. Allein 43 Studien beantragte die Gruppe für die kommenden zwei Jahre. 16 davon wurden von der EU-Kommission inzwischen bewilligt. Peter Sennekamp
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