■ Der Weihnachtsmann aus wissenschaftlicher Perspektive: 976,7 Bescherungen pro Sekunde
Es gibt auf der Welt ca. zwei Milliarden Kinder (Personen unter 18 Jahren). Da allerdings der Weihnachtsmann u. a. Kinder des muslimischen, hinduistischen, jüdischen und buddhistischen und sonstige eines nichtchristlichen Glaubens nicht besucht, wird seine Arbeit zu Weihnachten auf 15 Prozent der Gesamtsumme, d. h. ca. 378 Millionen Kinder, reduziert.
Geht man weltweit von einem Durchschnitt von 3,5 Kindern pro Haushalt aus, dann ergibt das ca. 108 Millionen Haushalte, vorausgesetzt, daß in jedem Haushalt mindestens ein braves Kind lebt.
Der Weihnachtsmann hat, bei Berücksichtigung der verschiedenen Zeitzonen der Welt und der Rotation der Erde, schätzungsweise 31 Stunden Weihnachten, um seine Werke zu vollenden, wenn er (was ja logisch erscheint) von Ost nach West reist.
Dies ergibt 976,7 Besuche pro Sekunde. Das heißt, daß der Weihnachtsmann ca. eine Tausendstelsekunde hat, um den rentiergezogenen Schlitten zu parken, abzuhüpfen, den Schornstein runterzusausen, die Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen, was immer auch ihm als Wegzehrung bereitgelegt wurde zu verzehren, den Schornstein wieder hochzukrabbeln, auf den Schlitten zu springen und zum nächsten Haus zu fahren.
Angenommen, daß all diese 108 Millionen Haltestellen gleichmäßig über die ganze Welt verteilt sind – obwohl wir wissen, daß das nicht so ist, aber wir akzeptieren es für diese Kalkulationen –, haben wir eine Strecke von 15,72 km pro Haushalt; insgesamt also eine Strecke von 111,3 Millionen km, Pinkelpausen und Essen nicht mitgerechnet.
Dies bedeutet, daß der Schlitten des Weihnachtsmannes sich mit einer Geschwindigkeit von 1.046 km pro Sekunde fortbewegt – 3.000mal schneller als Schall.
Nur zum Vergleich: Das schnellste von Menschenhand erzeugte Fahrzeug, die Ulysses Space Probe, bewegt sich mit mickrigen 44,09 km pro Sekunde fort, und ein konventionelles Rentier kommt (bestenfalls) auf eine Geschwindigkeit von höchstens 24,2 kmh.
Die Nutzlast des Schlittens erzeugt ein weiteres, interessantes Element: Angenommen, jedes brave Kind erhält nicht mehr als ein mittelgroßes Legopaket (ca. 1 kg), dann trägt der Schlitten ca. 453.600 Tonnen, den Weihnachtsmann nicht mitgezählt. An Land kann ein konventionelles Rentier nicht mehr als 136 kg ziehen. Auch wenn wir annehmen, daß das „fliegende“ Rentier das Zehnfache der normalen Ladung ziehen könnte, würde es nicht möglich sein, die Arbeit selbst mit acht oder neun solcher Tiere zu bewerkstelligen. Der Weihnachtsmann bräuchte 360.000 davon. Dies würde die Nutzlast – den Schlitten selbst nicht mitgezählt – um weitere 48.988 Tonnen erhöhen, was dem Siebenfachen des Gewichtes der Queen Elizabeth (das Schiff, nicht die Monarchin) entspricht.
544.320 Tonnen, die sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 1.046 km pro Sekunde fortbewegen, erzeugen einen enormen Luftwiderstand. Dies würde die Rentiere in gleicher Weise erhitzen wie ein Raumschiff, das aus dem All wieder in die Erdatmosphäre eintritt.
Das vordere Rentierpaar würde jeweils 14,3 Trillionen Joule Energie pro Sekunde absorbieren. Kurz gesagt, die Tiere würden nahezu sofort in Flammen aufgehen, die Rentiere dahinter exponieren und dabei ohrenbetäubende Überschallknalle verursachen. Die gesamten Schlittenrentiere würden in 4,26 Tausendstel einer Sekunde (oder: gerade als der Weihnachtsmann das fünfte Haus auf seiner Bescherungsroute erreicht hat) verdunsten.
Ist aber sowieso uninteressant, denn bei den genannten Geschwindigkeiten wäre man einer Zentrifugalkraft von 17.500 G ausgesetzt. Ein Weihnachtsmann, der ca. 120 kg wiegt (was für einen Weihnachtsmann ja lächerlich schlank wäre), würde von einer Kraft von 1.961.370 kg in den Sitz des Schlittens gedrückt werden, was seine Knochen und Organe sofort vermatschen und ihn in einen wackeligen Klumpen rosaroter Masse verwandeln würde. Daraus folgt, daß, wenn der Weihnachtsmann tatsächlich existierte, er jetzt auf jeden Fall tot ist. A. Caderousse
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