: Kämpfe um Junik
■ Serben setzen Offensive im Kosovo fort. Lage der Flüchtlinge äußerst unsicher
Belgrad/Priština (dpa) – Nach der Einnahme von Glodjane, einer Bastion der albanischen Befreiungsarmee UCK, soll es gestern im Kosovo erneut zu Kämpfen gekommen sein. Bei den Gefechten in der Ortschaft Junik, die nur wenige Kilometer von der jugoslawisch-albanischen Grenze entfernt ist, seien zwei Kommandeure verletzt worden, meldet das halbamtliche serbische Media-Zentrum aus Priština. UCK-Kämpfer hätten viele Albaner erschossen, die sich der Polizei stellen wollten.
Zuvor hatten die Serben albanische Berichte vom Mittwoch abend über andauernde Artillerieangriffe dementiert und selbst von albanischen „Provokationen“ gesprochen. Der Ort wird von der UCK kontrolliert und seit zwei Wochen von serbischen Sicherheitskräften belagert. Nach Erkenntnissen der Europäischen Union (EU) sind dort mehr als 1.000 Zivilisten eingeschlossen. Weitere Zehntausende sitzen in fünf Dörfern rund um Junik fest. Die EU verurteilte die Angriffe auf Junik scharf, zumal die Serben dort albanischen Berichten zufolge auch die geächteten Anti-Personen-Minen einsetzen.
Die Lage von Tausenden von Flüchtlingen im Zentralgebiet Kosovos sei „äußerst unsicher“, teilte das Büro des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gestern in Belgrad mit. IKRK-Mitarbeiter hätten am Mittwoch die Flüchtlinge im Drenica-Gebiet besucht und 20 Tonnen dringend benötigter Hilfsgüter verteilt.
Unterdessen gingen die diplomatischen Bemühungen um eine friedliche Beilegung des Konflikts weiter. Die USA drängten den politischen Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, die Zusammensetzung des neuen albanischen Verhandlungsteams für einen Dialog mit der serbischen Führung bekanntzugeben, berichtete die amtliche Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. Rugova nahm gestern Gespräche mit seinem Beratungsteam auf und traf sich mit dem US- Vermittler Christopher Hill. Auch die französisch-deutsche Mission setzte ihre Kontakte mit Vertretern der Belgrader Regierung, der Opposition und den Kosovo-Albanern fort.
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