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Kohl braucht Klein als Kronzeugen

Die CDU wünscht eine Vernehmung des ehemaligen Terroristen Klein noch vor der Bundestagswahl, um den Grünen-Politiker Joschka Fischer zu belasten  ■ Von Dieter Rulff

Berlin (taz) – Der Aussteiger Hans-Joachim Klein ist noch nicht nach Deutschland ausgeliefert, da versucht die CDU bereits, ihn als Kronzeugen gegen den grünen Spitzenpolitiker Joschka Fischer aufzubauen. In einer Erklärung fordert die CDU Hessen, daß Klein noch vor der Bundestagswahl zur Rolle Fischers im Fall Karry vernommen werden solle. Es müsse geklärt werden, ob der heutige Grünen-Fraktionsvorsitzende Fischer Informationen im Zusammenhang mit dem Mord gehabt und diese nicht an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben habe. Immerhin sei die Tatwaffe, mit der der damalige hessische Wirtschaftsminister Heinz- Herbert Karry am 11. Mai 1981 erschossen worden war, im damaligen Pkw Fischers, einem VW-Variant, transportiert worden, den der heutige Grünen-Politiker Klein zur Verfügung gestellt habe.

Diese Geschichte ist seit langen bekannt, Fischer war dazu 1983 von der Generalbundesanwaltschaft befragt worden. Klein, so Fischer, sei ein Bekannter von ihm gewesen, der ihm in sein Auto einen neuen Motor einbauen sollte. Er sei zu der vereinbarten Zeit nicht zurückgekommen. Fischer will Anfang der 80er Jahre erfahren haben, daß damals mit dem Wagen Waffen transportiert worden waren. Gestern sagte er, die Erklärung der CDU sei Quatsch. Er fürchte nicht, daß noch irgend etwas Neues herauskomme.

Derweil hat der Rechtsanwalt Kleins, Eberhard Kempf, heftige Vorwürfe gegen die Frankfurter Staatsanwaltschaft erhoben. Er habe den zuständigen Staatsanwalt Holger Rath darüber informiert, daß sich sein Mandant stellen werde. Deshalb sei er über die Verhaftung zum jetzigen Zeitpunkt „überrascht“. Klein habe sich am kommenden Mittwoch stellen wollen. Auch der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit erklärte, daß gegenüber Rath festgehalten worden sei, daß sich Klein unmittelbar nach den Sommerferien stellen werde. Bundesinnenminister Manfred Kanther wies dies als „eine von vielen linken Latrinenparolen in solchen Fällen“ zurück. Der Mann habe 20 Jahre lang Zeit gehabt, sich zu stellen.

Für die Absicht Kleins, sich zu stellen, spricht ein Bericht der französischen Zeitung Le Parisien. Die schreibt über Kleins Haus in der Normandie, daß Umzugskartons im Eßzimmer auf eine geplante Aufgabe des Hauses hindeuteten.

Klein soll mittlerweile auf seine Widerspruchsmöglichkeiten gegen eine Auslieferung nach Deutschland verzichtet haben. Das bedeutet, daß er ohne eine formelle Prüfung der Auslieferungsgründe durch die französische Justiz in nächster Zeit nach Frankfurt gebracht werden kann. Allerdings will auch Österreich die Auslieferung Kleins beantragen. Hintergrund ist die Beteiligung Kleins am Opec-Überfall 1995 in Wien.

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