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Gute Miene zu bösem Knie

■ Außenminister Fischer in Israel, doch Scharon ist krank, und Netanjahu hat keine Zeit

Jerusalem (AP/dpa) – Mit diplomatischen Irritationen hat gestern der Besuch von Bundesaußenminister Joschka Fischer in Israel begonnen. Außenminister Ariel Scharon sagte das geplante Treffen am Vormittag „aus gesundheitlichen Gründen“ kurzfristig ab. Scharon war nach Angaben seines Ministeriums bei einem Autounfall leicht am Knie verletzt worden. Aber auch Regierungschef Benjamin Netanjahu verschob das für Mittag vorgesehene Gespräch auf den Abend, an dem Fischer eigentlich nach Gaza weiterreisen wollte. Gesprächsbereit war gestern morgen zunächst nur Staatspräsident Eser Weizman.

Fischer, der auf einer mehrtägigen Nahostreise als amtierender EU-Ratspräsident auf die Fortsetzung des Friedensprozesses dringen will, wollte den Programmänderungen keine Bedeutung beimessen. „Ich bin nicht irritiert“, sagte er. Er habe Scharon erst vor kurzem in Bonn getroffen und wünsche ihm gute Besserung.

Netanjahu habe um eine Verschiebung des Gesprächs gebeten, weil ihm ein Abendtermin besser in der Tagesablauf gepaßt habe, erklärte Fischer. Netanjahus Berater Bar Illan erklärte, der Regierungschef habe Fischer später angerufen und ihm erklärt, er habe den Termin wegen innenpolitischer Probleme mit der ultraorthodoxen Minderheit verschieben müssen. Auch ein Treffen mit Vertretern der neuen Zentrumspartei kam nicht zustande. Er habe sich um Termine bemüht, sei jedoch am dichtgedrängten Wahlkampfprogramm in Israel gescheitert, sagte der Außenminister. „Wir müssen akzeptieren, daß es da Wahlkampfverpflichtungen gibt, die Vorrang haben.“

Fischer hatte am Vorabend in der Tel Aviver Universität Israel und die Palästinenser gemahnt, nicht nachzulassen im Bemühen um einen umfassenden Nahostfrieden. Ohne Israel zu nennen, sprach Fischer von der Notwendigkeit, einen Siegfrieden zu vermeiden. Die deutsch-französische Freundschaft nannte Fischer ein Beispiel für die erfolgreiche Überwindung von „Erbfeindschaften“.

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