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■ Enttäuscht: ZAhidi Ngoma, ehemaliger Vizepräsident der RCD-Rebellen im Kongo

Arthur Z'Ahidi Ngoma war bis vor kurzem Vizepräsident der kongolesischen Rebellenbewegung „Kongolesische Sammlung für Demokratie“ (RCD), die im August 1998 den Kampf gegen die Regierung von Laurent Kabila aufnahm. Am 19. Februar trat er zurück und verkündete die Bildung einer eigenen Gruppierung „Union der Kongolesen für Frieden“ (UCP). Z'Ahidi Ngoma war zu Zeiten des zairischen Diktators Mobutu bereits in der Opposition. Mit seiner Gruppe „Forces du Futur“ blieb er nach Mobutus Sturz 1997 in Opposition zu Kabila. Nun ist er in der Opposition zu Kabilas bewaffneten Gegnern, pflegt gute Kontakte nach Paris und nennt sich das „demokratische Bewußtsein der Rebellen“.

taz: Warum haben Sie die RCD-Rebellen verlassen?

Z'Ahidi Ngoma: Weil ich gemerkt habe, daß ich die Dinge nicht ändern konnte. In der RCD steht ein Kern im Weg, die sogenannten Mobutisten, die tatsächlich eine Mafia darstellen. Zusammen mit anderen Personen plündern sie öffentliche Güter. Sie schließen Verträge über die Ausbeutung von Bodenschätzen zur eigenen Bereicherung ab. Diese Praktiken haben wir schon unter Mobutu verurteilt und auch unter der Herrschaft von Kabilas AFDL (Allianz Demokratischer Kräfte zur Befreiung des Kongo). Wir wollten nun die RCD für Kräfte öffnen, die diese Praktiken nicht akzeptieren. Aber das wurde abgelehnt. Die Demokraten in der RCD sind gescheitert.

Aber selbst RCD-Präsident Ernest Wamba dia Wamba hat die Mobutisten kritisiert.

Ja, aber er bleibt, obwohl seine Linie verloren hat. Um ihn herum kann alles zusammenbrechen, aber er ist glücklich, solange er seinen Posten behält.

Im Kongo herrscht Krieg. Sie waren auf einer Seite. Finden Sie nun, daß beide Lager gleich sind, oder ist eines schlimmer als das andere?

Ich habe nie gesagt, daß man beide Lager gleich sehen muß. Kein Rebell hat jemals Mordaufrufe lanciert wie Kabila und seine Leute! Es gab Massaker im Rebellengebiet, und wir müssen die Schuldigen identifizieren und bestrafen. Dafür aber muß die RCD mit sich selbst im reinen sein. Ich wollte die RCD verändern. Weil das nicht geht, ziehe ich mich zurück, um sie zu bekämpfen. Die RCD will jetzt Kinshasa einnehmen. Aber wer will eine zweite AFDL-Mafia?

Sie wollen jetzt Verhandlungen herbeiführen. Wieso Verhandlungen, wenn beide Kriegsparteien Mafiosi sind?

Ich will Verhandlungen zwischen Kongolesen. Sie müssen in Kinshasa stattfinden, weil Kabila die nominelle Macht hat. Sein Landesteil ist unter Kontrolle des kongolesischen Staates. Der andere Landesteil ist nicht unter kongolesischer Kontrolle.

Auf dem Schlachtfeld kämpfen doch verschiedene politisch-militärische Gruppen.

Es gibt keine RCD-Kongolesen. Es gibt Kongolesen, die gegen die Diktatur kämpfen und nicht wissen, was die RCD wirklich ist. Sobald sie darüber informiert sind, werden sie nicht mehr für die RCD kämpfen. Sie wollen das Land vom AFDL-Regime befreien und werden mißbraucht. Ich habe auch Anhänger bei ihnen.

Ihre Feinde in der RCD haben mächtige Unterstützer: Ruanda, Uganda ...

Ausländische Bündnisse können sich nur wegen der Spaltung der Kongolesen halten. Wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen, wird das Land vereint sein. Gemeinsam können wir das Land retten.

Ist das realistisch?

Wahre Kraft ist nicht militärisch, sondern besteht in der Unterstützung der Bevölkerung für eine Sache. Kabila kann die anderen nicht allein aufhalten. Es muß eine Gruppe geben, in der die Bevölkerung eine Zukunft sieht. Wenn sie sich ihr anschließt, gibt es Frieden.

Und wenn der Krieg weitergeht?

Dann ist die RCD im Vorteil. Denn das Volk ist Zuschauer in diesem Krieg. Daher gewinnen die mit der besseren Ausrüstung. Interview: Francois Misser

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