: Unterm Strich
Der Kampf um die Buchpreisbindung geht in die nächste Runde. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels schlägt Alarm, weil der noch amtierende EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert für diesen Freitag eine Anhörung zur Frage der Buchpreisbindung plant. Der EU-Kommissar will das System fester Buchpreise zwischen Österreich und Deutschland abschaffen, weil es seiner Ansicht nach den Wettbewerb einschränkt. Er hatte angekündigt, daß er die Entscheidung noch vor seiner Amtsaufgabe durchsetzen wolle. An der Anhörung sollen Wettbewerbs-Experten aller Mitgliedsländer teilnehmen.
Daß die Kommission nach ihrem Rücktritt im Mai dieses Jahres noch eine Entscheidung über die Preisbindung fällt, finden einige Mitgliedsländer allerdings nicht so gut. So habe sich Frankreichs Ministerpräsident Lionel Jospin „persönlich eingeschaltet“, weil sich die Franzosen „überrannt“ fühlten, weiß der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zu berichten. Auch der deutsche Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) hat der EU-Kommission die Legitimation zur Entscheidung abgesprochen. Diese wichtige Entscheidung muß nach Naumanns Meinung der neuen Kommission überlassen werden. Naumann hat angekündigt, daß die Bundesregierung dem Börsenverein jede juristische Unterstützung geben würde, falls die EU-Kommission auf Antrag Van Mierts entscheide, die Preisbindung abzuschaffen.
Der Börsenverein fährt indessen schwere Geschütze auf. Er wirft Karel Van Miert Parteilichkeit und Kompetenzüberschreitung vor; in dem schon lange währenden Streit sei er „in unfairer Weise“ vorgegangen. Überdies wolle er nicht nur die deutsch-österreichischen Preisabsprachen unterbinden, sondern auch die nationale Preisbindung in den beiden Ländern kippen, befürchtet der Börsenverein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen