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Des einen Freud, des anderen Leid

■ Umweltschützer freuen sich über die gestoppe ICE-Trasse. Wütende Proteste kommen hingegen aus Thüringen und Bayern

Nach den vielen Diskussionen um die ICE-Trasse von Nürnberg nach Erfurt in den vergangenen Jahren kam die Nachricht über das Aus zwar nicht überraschend, aber sie saß: Wegen der angespannten Haushaltslage und der rückläufigen Verkehrsprognosen stoppte die Bundesregierung den Ausbau der ICE-Strecke.

Um keine Bauruinen zu hinterlassen, sollen begonnene Stücke wie die zwischen Erfurt und Arnstadt fertiggebaut und die vorhandene Strecke Arnstadt – Saale angeschlossen werden. Der Bau der Strecke durch den Thüringer Wald ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Strecke wurde im Bundesverkehrswegeplan von 1992 mit 192 Kilometer Länge aufgestellt und sollte 8,5 Milliarden Mark kosten. Ziel war eine Zeitverkürzung auf den Strecken Erfurt – Nürnberg von drei auf eine Stunde und von München nach Berlin von sechs auf vier. Anfang 1999 stoppte die neue Bundesregierung den Bau, da alle Verkehrsprojekte neu überprüft werden sollten. Zu dem Zeitpunkt waren bereits 650 Millionen verbaut.

Unter Beschuß war die geplante Strecke allerdings schon früher geraten. Die Verkehrsprognosen im Güter- und Personenverkehr für die Schiene wurden 1996 vom Ifo-Institut drastisch nach unten korrigiert; eine solche Neubaustrecke sei nicht notwendig, argumentierte deshalb Grünen-Verkehrsexperte Albert Schmidt schon 1996 im Bundestag. Für den Thüringer Wald wären nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland massive Landschaftszerstörungen zu erwarten gewesen. Die „Rennstrecke“, wie Ralf-Uwe Becke, Landesvorsitzender des BUND Thüringen, das Projekt nannte, hätte das Siedlungszentrum Gera/Zwickau/Chemnitz mit 2,5 Millionen Menschen umfahren. Erfurt und Nürnbergs Unternehmen hatten sich andererseits jedoch wirtschaftliche Vorteile durch eine Anbindung an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz erhofft.

Entsprechend unterschiedlich fielen die Reaktionen aus: Freude beim BUND und dem Verkehrsexperten der Grünen, Albert Schmidt, und wütender Protest aus Thüringen (siehe nebenstehendes Interview) und Bayern. Eine „eklatante Fehlentscheidung“ nannte Bayerns Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) die Entscheidung. Ein Skandal, befand Thüringens Regierungssprecher Hans Kaiser.

Unterstützung soll nun von der EU kommen. Die EU-Kommission will nach Darstellung des FDP-Verkehrsexperten Karlhein Guttmacher gegen die Entscheidung klagen, da Mittel aus EU-Fördertöpfen schon genutzt worden seien. Gerade diese Strecke hätten die EU-Verkehrsminister als wesentlich für die Anbindung Ostdeutschlands betrachtet. Maike Rademaker

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