: Neue Ermittlungen gegen Schneider
■ Hafturlaub gestrichen – Unversteuerte Millionen-Erbschaft soll laut „Stern“ von der Schwester im Ausland verwaltet werden
Frankfurt/Main (AP) – Kurz vor seiner Haftentlassung wird erneut strafrechtlich gegen Immobilienspekulant Jürgen Schneider ermittelt. Auch sein Hafturlaub wurde gestrichen. Einem Bericht des Hamburger Magazins Stern zufolge haben Steuerfahnder Hinweise auf ein geheimes zweistelliges Millionenvermögen gefunden, das von Schneiders Schwester verwaltet wird. Die rund 26 Millionen Mark sollen aus dem Vermögen des verstorbenen Vaters stammen und auf einer der englischen Kanalinseln gebunkert sein. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt bestätigte gestern lediglich, dass es einen Ermittlungsvorgang gibt.
Zum Gegenstand der von der Steuerfahndung geführten Ermittlungen wollte sich Oberstaatsanwalt Job Tilmann mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht äußern. „Wir werden aber prüfen müssen, ob die Strafaussetzung zum vorgesehenen Termin möglich ist“, sagte Tilmann. Schneider habe nach Verbüßung von viereinhalb seiner fast sieben Jahre Gefängnisstrafe noch im Dezember entlassen werden sollen.
Die Ermittler waren nach Informationen des Magazins ursprünglich auf der Suche nach Steuerbetrügern, die mit Hilfe deutscher Banken geheime Konten in Luxemburg führen. Bei der Durchsuchung einer Anwaltskanzlei in Wuppertal seien den Fahndern zufällig Akten in die Hände gefallen, die sie auf das Geldversteck auf den als Steuerparadies geltenden Inseln brachten.
Nach dem Tod des Vaters im vergangenen Jahr hätten es die drei Schneider-Kinder versteuern müssen. „Das ist aber nicht geschehen“, sagte ein Ermittler laut Stern.
Schneider war zuletzt bereits Freigänger gewesen und befand sich seit einigen Tagen in Hafturlaub. Die Genehmigung dazu sei auf Grund der Ermittlungen am Montagabend widerrufen und Schneider wieder in den geschlossenen Vollzug genommen worden.
Der Immobilienkaufmann war im Dezember 1997 vom Landgericht Frankfurt wegen schweren Betrugs, Kreditbetrugs und Urkundenfälschung zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
Der Zusammenbruch von Schneiders Imperium hatte 1994 den größten Immobilienskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte ausgelöst. Mit gefälschten Bauplänen, falschen Mieterlisten und überhöhten Einnahmeberechnungen hatte er den Banken Milliardenkredite abgeschwatzt. Schneider war ein Jahr nach seiner Flucht in die USA verhaftet und 1996 an die Bundesrepublik ausgeliefert worden. Die Banken mussten etwa 2,5 Milliarden Mark nach Abschluss des Konkursverfahrens abschreiben.
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